
Chrischan
d.h. die "Dämpfung" oder Federung in Rotordrehrichtung sollte anders ausgeführt sein als in Schlagrichtung? Oder meinst Du, dass man tatsächlich eine Art Dämpfung (im technischen Sinne wie z.B. Reibungsdämpfer) einbringen muss, um das System am möglichen Aufschaukeln zu hindern?acanthurus hat geschrieben:Mehrblattköpfe haben einige zusätzliche Instabilitätsmechanismen - insbesondere in der Schwenkrichtung. Wenn man "ganz normale" Blattanschlüsse (einzelner Bolzen) in Kombination mit einer etwas torsionsweichen Aufhängung der Gesamtnabe betreibt, muss man für gute und vorhersagbare Dämpfung (nicht FEDERUNG, Weichheit) in Schwenkrichtung am Blatthalter sorgen, denn sonst wird man Bodenresonanzeffekte (infolge der sog. lead/lag whirl mode) bekommen... das hat z.B. bei der Osprey und dem ersten Prototypen der Bo-105, noch provisorisch mit gelenkigem Rotorkopf, zu Unfällen geführt).
Meinst Du, dass bei Negativschub UND zyklischer Steuerung die Gefahr eines Tailstrikes besteht, oder allgemein bei Negativschub? Dem sollte ja eigentlich das "Blattlagerkreuz" Abhilfe schaffen... die Gummis sollten natürlich auch nicht zu weich sein...acanthurus hat geschrieben:Zudem muss es einem klar sein, dass ein sehr schlagweicher Rotor mit zentralem Schlaggelenk Probleme bei gering- und negativschub (Ausleiten aus Steigflug, parabelflug oder Rückenlagen etc.) hat - die Reaktion auf zyklische Ausschläge lässt dort nach, und die Gefahr eines Tailstrikes besteht.
Meinst Du jetzt tatsächlich Dämpfung oder doch Federung?acanthurus hat geschrieben:Prinzipiell also JA, weicherer Mehrblattkopf, aber VORSICHT mit der Schwenkdämpfung, insbesondere bei scalemäßig weichem Landegestell.
Naja, die Masse spielt beim Drehmoment eigentlich keine Rolle, außer die Drehzahl ist nicht konstantchrischan57 hat geschrieben:Naja, aber das Drehmoment resultiert ja aus der Masse und dem Widerstand am Kopf...
Das muss man aber nur beim hochlaufen berücksichtigen oder wenn man einen FP Heli fliegtchrischan57 hat geschrieben:Drehmoment resultiert ja aus der Masse
Du gehst davon aus das es keinerlei Drehzahlschwankungen gibt?chrischan57 hat geschrieben:
Drehmoment resultiert ja aus der Masse
Das muss man aber nur beim hochlaufen berücksichtigen oder wenn man einen FP Heli fliegt
acanthurus hat geschrieben:(ach, endlich mal wieder ein Theoriethread - austob - )
Deshalb war doch dieser seltsame Smilie (acanthurus hat geschrieben:@Alex: Im Gegensatz zu 99.5% der Modellheli-Community meine ich wirklich Dämpfung (M=-k* d_beta/d_t) und nicht Federung (M=-k* beta), wenn ich von Dämpfung bei Rotorsystemen spreche.
acanthurus hat geschrieben:Bei "großen" gelenkigen Rotoren wird für die Schwenkbewegung ein echter mechanischer Dämpfer (quasi stoßdämpferartig) eingesetzt.
Die Schwenkrichtung ist durch die "nackte Aerodynamik" kaum oder gar nicht gedämpft das führt ggf. schon beim normalen Zweiblattrotor zu Problemen, wenn die Blatthalter völlig freigängig schwenken können.
Ja, das mit den Gummis ist ziemlich klar. Ein Gummi KANN nur ein Federelement sein... Daher frage ich mich, warum macht man in einen Paddelkopf solche Gummis rein, in einen Mehrblattkopf aber nicht? Gibt es da so große Probleme mit der Schwenkbewegung?acanthurus hat geschrieben:Die Schlagrichtung ist aerodynamisch sehr stark gedämpft und bedarf normalerweise keiner mechanischen Dämpfung... weshalb die (von den Modellfliegern so getauften) "Dämpfungsgummis" eigentlich nur Federelemente sein können - sie brauchen in Schlagrichtung keine echt DÄMPFENDEN (=Energiedissipierenden) Eigenschaften. Unterschiedlich "Harte" Gummis entsprechen unterschiedlich kräftigen FEDERN (nicht DÄMPFERN) und dienen dazu, die EInleitung des Mastmomentes einzustellen und zu begrenzen - und damit auch die Vibrationen.
Schau mal in meinem "Buch" die Bilder A.1 und A.2 im Anhang A an.. da siehst du, wie viel Dämpfung (anhand der Hysterese) und wie viel Federung (Anhand der Steigung) wirklich in unseren "Dämpfungsgummis" steckt. Das ist eindeutig viel mehr "Feder" als "Dämpfer".
Was ist denn dieser Lead-Lag-Whirlmode genau? Und warum schaukeln sich gegenüberliegende Blätter nach die gleiche Seite auf? Das würde ja nur gehen, wenn die Kräfte in Hochrichtrung auftreten?acanthurus hat geschrieben:Dass, was Gottfried da bez. geraden und ungeraden Blattanzahlen schreibt ist in der Tat auch noch bemerkenswert. Das resultiert (u.A.)aus der Tatsache dass gegenüberliegende Blätter beim auftreten der o.G. Lead-Lag-Whirlmode in die GLEICHE Richtung instabil aufschaukeln und somit doppelt so viel Ärger machen.
Und was verursacht das Aufbäumen? Würde da rein theoretisch eine nachlaufende Blattanlenkung bei weich aufgehängtem Schlaggelenk etwas bringen?acanthurus hat geschrieben:... und verstärkt beim "stabilosen" Heli das Aufbäumproblem.
Gut beobachtet und mitgedacht. jedoch ist nur der mittlere Schlagwinkel, also der Konuswinkel, kleiner, und deshalb ist der Schwenk-Anteil mit der doppelten Frequenz stärker betont als der Anteil mit der Grundfrequenz (welcher bei Rotoren mit starkem Konuswinkel dominant wird). WARUM das so ist lässt sich leicht erklären, aber füllt hier mal zunächst unnötig Platz.Ist es aber bei Modellhelis nicht so, dass durch die hohen Drehzahlen und das niedrige Blattgewicht der Schlagwinkel eher kleiner ausfällt, demnach die Corioliskraft ebenfalls klein ist und das Schwenken nicht so stark zum Tragen kommt?
Wiederum gut beobachtet. Diese Tatsache, deren Nutzen und WICHTIGKEIT wird gerne mal unterschätzt.Im Prinzip haben wir ja in den Modellhelis auch Schwenkdämpfer, die sogar einstellbar sind - je nachdem, wie stark man das Blatt im Blatthalter anzieht
Nö. Da gehts eigentlich zu 90% um die Aufnahme der Fliehkräfte. Beim Zweiblattler mit durchgehender Blattlagerwelle balancieren sich die Fliehkräfte grob gegenseitig, die weiche Aufhängung ist AUSSERHALB angebracht und bez. Fliehkräften quasi kräftefrei. Beim Mehrblatt muss das EINZELN getragen werden, und da dann eine O-Ring-gelagerte Einzelblattaufhängung zu machen, welche nicht gleich von 700N Fliehkraft geplättet wird ist nicht ganz trivial. Es gilt zu verhindern, dass die Fliehkraft das ganze a) sehr anfällig gegenüber verschiedenen Drehzahl-Setups macht und b) das System nicht ohnehin soweit versteift, dass man die weiche Lagerung gleich weglassen könnte. Fest angeschraubt ist das aber einfach zu machen.Ja, das mit den Gummis ist ziemlich klar. Ein Gummi KANN nur ein Federelement sein... Daher frage ich mich, warum macht man in einen Paddelkopf solche Gummis rein, in einen Mehrblattkopf aber nicht? Gibt es da so große Probleme mit der Schwenkbewegung?
Ich versuche mal, eine geeignete Quelle mit nem hübschen Bild zu finden, das ist text-only nicht so easy darzustellen.. kurzgesagt, stelle dir ein Mehrblatt-Rotorsystem vor, bei dem die Blätter irgendwie in Schwenkrichtung ausgelenkt sind. Die SChwenkachsen haben einen gewissen Abstand zur Rotorachse (müssen sie ja, sonst könnte man kein Antriebsmoment übertragen). Damit sitzt der Gesamtschwerpunkt der Blätter nciht mehr auf der Rotorachse. Wir haben eine Unwucht. Beim Zweiblattrotor kann die Schwerpunktlage (Summe beider Blätter) im Prinzip nur entlang einer Linie innerhalb der Rotorebene, welche durch die Rotorachse läuft, wandern... also hin-und her schwingen. Beim Mehrblattrotor kann der summierte Blattschwerpunkt aber auf verschiedenen, recht komplexen Bahnen, ggf. auch auf Kreisbahnen, um die Blattachse herumwirbeln (deshalb "whirl"). Das kann soweit gehen dass der außermittige Schwerpunkt sich aufschaukelt, bis die ganze Fuhre abmontiert... d.h. die Wirkung (Verlagerung des Schwerpunktes infolge Schwenkbewegung) verursacht eine Rückwirkung auf die Ursache -> Resonanzkatastrophe. Der außermittige Schwerpunkt beeinflusst (bei gerader Blattanzahl) aber ZWEI Blätter (diese, welche möglichst senkrecht zu seiner momentanen Schwerpunktauslenkung liegen) gleich stark, und da haben wir dann den doppelten (nicht 100%ig quantitativ gemeint) Salat.Was ist denn dieser Lead-Lag-Whirlmode genau? Und warum schaukeln sich gegenüberliegende Blätter nach die gleiche Seite auf? Das würde ja nur gehen, wenn die Kräfte in Hochrichtrung auftreten?
Das machen an sich ALLE Rotoren und ist eine Folge der asymmetrie der Anströmung. Vorlaufendes Blatt -> Drehgeschwindigkeit und Airspeed addieren sich -> mehr Auftrieb -> Schlagantwort folgt etwa 90° später -> Kreisscheibe kippt nach HINTEN -> ganzer Heli bäumt auf. Mit geeignetem zyklischen Ausschlag (drücken) kompensiert man die Auftriebs-Asymmetrie, bevor sie wirken kann.Und was verursacht das Aufbäumen? Würde da rein theoretisch eine nachlaufende Blattanlenkung bei weich aufgehängtem Schlaggelenk etwas bringen?
Nö nö .. is scho in Ordnungacanthurus hat geschrieben:Sorry an den Eingangs-Poster fürs Threadnapping...
der copterx 4 Blatt hat eine Dämpfung.In der 450er Klasse soll das so das beste sein was man kriegt.Alex K. hat geschrieben:Hi,
Die mir bekannten 4-Blatt-Köpfe für 450er haben alle starre Blattanlenkungen bzw. Blattlagerwellen, d.h. eine "Dämpfung" wie es bei den 2-Blatt-Paddelsystemen gibt fehlt hier ganz. Darauf führe ich die Schwierigkeiten durch Vibrationen und der Einsatz sehr weicher Blätter zurück, um das System wenigstens in irgendeiner Weise flexibel zu gestalten.
Gruß, Alex