Sieht aus wie ein RC-Heli

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acanthurus
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#16 Re: Sieht aus wie ein RC-Heli

Beitrag von acanthurus »

Hi..
der pprune-Thread ist mir bestens bekannt, danke. Die gelehrten streiten sich, ob "Seniorpilot" wirklich echt ist, aber das ist eigentlich egal.

Warum keine Heldentat?

- Piloten von Rettungshubschraubern sind keine Kampfpiloten
- Österreicher sind keine Amerikaner (irgendwelche Schwarzeneggers ausgenommen)

Schlechtreden - na ja es gibt (sinnvolle, etablierte) sichere Betriebsgrenzen für diesen Hubschrauber. Diese wurden hier definitiv überschritten. Die (meist unfreiwilligen) Passagiere und Besatzungsmitglieder (auch die, die DANACH in diesem Hubschrauber fliegen), müssen sich darauf verlassen können, dass der heli nicht aufgrund von falscher Behandlung z.B. nen vorgeschädigten Flexbeam hat, der 3 Flugstunden später, vor der nächsten 100-Stunden-Kontrolle, die Grätsche macht.
Das ist nicht irgendein China-450er-Klon vor 19.95$, sondern eine 4.5-Mio-Euro EC135 mit LEUTEN drin. Das Überschreiten sinnvoller Grenzen hat nichts mit Heldentum zu tun, sondern damit, dass man mal wieder Aufwand und Schelte für die offensichtlich schiefgegangene Schneelandung sparen wollte. Es GIBT Leute, die das eher in die Rubrik "feige vor den Konsequenzen" stecken als in "fliegerische Heldentat".
ich kann dir so 2-3 jüngere Fälle runterbeten, wo eine "fliegerische Heldentat" in Zusammenhang mit ner EC135 und anderen Maschinen völlig unnötigerweise Menschenleben gekostet hat.
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blaxkin
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#17 Re: Sieht aus wie ein RC-Heli

Beitrag von blaxkin »

Naja Betriebsgrenzen usw. gut und schön ! Ich will ja nicht alles gut heißen aber Betriebsgrenzen gibt es wohl überall und es gibt genau soviel beispiele wo sich niemand daran hält.

Ich weiß leider nicht ob das bei einem Einsatz vorgefallen ist oder nicht !

ABER da der Öamtc ja als Flugrettung fungiert und wenn da jemand im Gebirge verunglückt ist, ist mir lieber der Pilot spielt Held wenn er dort aufgrund von Verletzungen sterben könnte als er passt aufgrund der paar Millionen Euro auf den Heli auf und er stirbt weil nach Vorschrift gehandelt wird und der Verunglückte watrtet dann ne halbe Stunde auf nen Ersatzheli weil kein Auto oder sonstwas dorthin kommt.

Wenns nicht klappt können sie ja noch immer Versuchen einen Ersatz zu bekommen.

Ich denke nicht das da mehr Menschen als Pilot und Co Pilot im Heli sind und die werden das Risiko schon einschätzen können.

Das war übrigens nicht als persönlicher Angriff an dich gemeint (Wobei das schon eher: Österreicher sind keine Amerikaner! )
greetz Daniel
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acanthurus
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#18 Re: Sieht aus wie ein RC-Heli

Beitrag von acanthurus »

"Österreicher sind keine Amerikaner!" war eher als Kompliment an die Österreicher gedacht... ich mag es nicht besonders, wenn Leute immer gleich zu "Helden" erklärt werden - das wär ja fast wie in der DDR :mrgreen:

Orientiere dich bei der Luftrettung bitte nicht allzusehr an den diversen Fernsehserien, das ist in der Realität doch deutlich anders. Die Verantwortung des Piloten gilt primär (und mit SEHR großem Abstand) sich und den Besatzungsmitgliedern, sekundär allen unbeteiligten (überflogenen) Personen und dann tertiär der "pünktlichkeit" beim Einsatz. Das ist nicht wie im Fernsehen, wo mit qualmendem, halbzerstörten Hubschrauber noch versucht wird, die letzte Halbleiche aus der Gletscherspalte zu winchen.

Man muss darüberhinaus wissen dass die Flugrettung, speziell in Österreich, ein recht heiß umkämpfter MARKT ist, bei dem es auch um finanzielle Interessen geht. Die Arbeit rettet leben, aber es geht dabei nicht zuletzt um KOHLE. Deshalb drängen auch private Anbieter in diesen Markt (Knaus (Heli Austria), Schamp (Flymed) und wie sie alle heißen). Das Einhalten der "Spielregeln" (Betriebsgrenzen, Flight Ops etc.) gerät vor Allem dadurch (und nicht nur durch den edlen Wunsch der gelungenen Rettung) unter Druck. Und das zeigt dieses Video recht deutlich.
Allein schon das Aufsetzen des Heckauslegers würde eine Inspektion von dessen Aufhängung (die ist leider bekannt für Rissbildung) ratsam machen.

Die Betriebsgrenzen bei Hubschraubern sind relativ eng gesteckt - schon allein, um ein marktfähiges Produkt anbieten zu können wird so ziemlich alles ausgereizt, was im Rahmen der Bauvorschriften rauszukitzeln ist. Die Begrenzungen für Schräghanglandungen/starts zu überschreiten ist deshalb nicht mal eben so ne Banalität wie Tempo 40 in der 30er Zone zu fahren. Dynamic Rollover, Beschädigung des Rotorsystems, ggf. Tailstrike, das geht sehr schnell. Das Überschreiten der Betriebsgrenzen ist keine Bagatelle - und hat in der Vergangenheit schon vielfach zu tödlichen Unfällen geführt (man erinnere sich z.B. an SAR-71 in Hamburg, oder den Crash einer EC135 bei der schwedischen Polizei vor einigen Jahren ) - völlig unprovoziert und unnötig.

Im vorliegenden Fall war der Rettungseinsatz vor Ort offenbar bereits beendet - dennoch nahm man sich nicht die Zeit, die Schneebretter am Landewerk freizuschaufeln, zu versuchen, den Hubschrauber "von Hand" aufzurichten (ja, sowas geht) und zu sichern, dem Fenestron Luft zu verschaffen etc.

Am Rande:
Normalerweise fliegen die ohne Copilot, aber ggf. mit HEMS-Crewmember
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tracer
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#19 Re: Sieht aus wie ein RC-Heli

Beitrag von tracer »

Ich weiss schon, warum ich freiwillig nie in nem Hubi mitfliegen würde :)

(Eigentlich fliege ich heute freiwillig in nichts mehr mit, bis ich 30 war, sah das anders aus)
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acanthurus
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#20 Re: Sieht aus wie ein RC-Heli

Beitrag von acanthurus »

Die Arbeits- und Rettungsfliegerei ist auch der riskanteste Bereich der Zivilluftfahrt.
Ich hatte in meiner beruflichen Laufbahn indirekt bisher mit ca. 140 Hubschraubern zu tun - davon sind (soweit ich es mitbekommen habe) bereits 7 Stück gecrasht. Ist zwar noch lange keine Starfighterquote, gibt einem aber doch zu denken (die FDP wäre ja froh über diese 5%). Am schlimmsten für mich war die Sache mit der D-HBBB in Weilheim - dieser Vogel war vor 10 Jahren der erste, mit dem ich zu tun hatte. :(
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