#1 Koaxheli Erste Erfahrungen
Verfasst: 06.06.2007 18:51:55
Koaxheli - Erste Erfahrungen
Foren sind eine nützliche Einrichtung. Weil ich in diesem Forum als Anfänger mit Gaststatus öfter Hilfe gesucht habe, möchte ich auch meinen Senf dazugeben. Vieleicht hilft es wieder anderen Anfängern.
Ich habe einen Koaxheli Walkera 4-5. RTF bedeutete erst einmal, daß der Heli unkontrollierbar durch das Zimmer sprang und Kontakt mit allen Wänden suchte. Ich mußte daher
1. fliegen Lernen und
2.diverse technische Probleme optimieren.
Fliegen lernen
Ich habe mit dem Schweben in Bodennähe angefangen. Man kann schon mal schnell runter, wenn es eng wird. Allerdings muß man mit dem Bodeneffekt klarkommen. Der Heli erzeugt eine Strömung, die radial nach außen abgeht. Es bildet sich ein Schwebepolster, das den Heli nach außen wegträgt, wenn man aus der Mitte dieses Polsters gerät. Durch das Gegenlenken und durch die Zimmerwände wird das Schwebepolster mit Sicherheit unsymetrisch, so daß der Heli nicht mehr auf der Stelle bleibt. Der Bodeneffekt baut sich etwa innerhalb von 10 Sekunden auf. Später wird es noch ungemütlicher, weil die Luft von den Zimmerwänden zurückkommt. Bis die Daumen wissen, wie der Heli reagiert, sollte man trotzdem nahe am Boden bleiben und die Reaktion im Bodenbereich trainieren. Das habe ich etwa drei Wochen geübt.
Ein glatter Boden ist besser als ein Teppich, denn wenn der Heli rutschen kann, sieht man, wie er getrimmt ist. Vom Teppich startet er vieleicht kippelig und setzt dann stark seitlich weg.
Wenn man den Heli ruhig halten kann, wird es etwa ab 1 m Höhe wesentlich ruhiger. Da die Luft nach unten abströmen kann, bildet sich ein Strömungsschlauch, in den der Heli hineingezogen wird. Das Ausbrechen verschwindet im Wesentlichen. Allerdings beschleunigt sich diese Luftsäule beständig, so daß der Heli ohne Korrektur bald wegsackt. Mit etwas mehr Gas gerät man aber leicht in die darüberliegende ruhigere Luft, so daß es nun zügig nach oben Richtung Zimmerdecke geht.
Ist die Höhe ausbalanciert, schwebt der Heli relativ ruhig, bis die im Zimmer entstehende Rückströmung einsetzt, die Korrekturen nötig machen. Die Raumströmung hat im Endzustand etwa die Form eines Donut mit nach unten strömender Mittelsäule und aufsteigenden äußeren Rückströmungen, verformt allerdings durch die Zimmergeometrie. Den Donut sollte man sich immer vorstellen, wenn man den Heli im Zimmer stabil fliegen will. Diese Stömung erklärt die immer wieder im Forum angesprochenen Unstabilitäten bei einem technisch korrekt eingestelltem Heli.
Technische Probleme
1. Als erstes habe ich die Reglereinstellugen korrigiert. Am stabilsten flog er, wenn der Gyro-Regler aus der Mittelstellung (12 Uhr) nach rechts (3 Uhr) verstellt wurde. Dieser Regler ist der obere, mit Sensity beschriftete.
2. Die Einstellung der Paddelstange habe ich mit einem CD- Rohling korrigiert, der so bearbeitet wurde, daß er in die oberen Rotorblattaufnahmen paßt. Die CD erhielt einen radialen Schlitz von 15 mm Breite. Das Loch wurde bis zum Innenwulst vergrößert. Der Wulst selbst wird abgefeilt. Wenn Alles richtig passt, kann man die CD anstelle der oberen Rotorblätter in den Rotorkopf einsetzen und verfügt damit über einen Spiegel genau in der oberen Rotorebene. Die Paddelstange läßt sich in der Spiegelebene erkennen und wird nun so eingestellt, dass Paddelstange und Spiegelbild parallel sind. Dabei muss die Paddelstange exakt waagerecht stehen. Mit dieser Methode ist die Abweichung von einer halben Umdrehung des Kugelgelenkes erkennbar. Einfacher wird es noch, wenn der Heli am oberen Rotorgelenk aufgehängt wird, damit Paddelstange und Rotorachse immer einen rechten Winkel bilden. Im Anschluß daran kann man ja nochmal im Lauf den Rotorlauf beurteilen.
3. Unkontrollierbares Gieren ist ein oft beschriebenes Problem. Dabei muß ermittelt werden, ob die Ursache im Receiver oder in den Motoren liegt. Hierzu habe ich auf jeden Motor je eine Miniglühlampe 12V, 0,05 A gelötet, um die Balance des Antriebes beurteilen zu können. So ware es möglich, einen defekten Motor zu ermitteln. Der Heli gierte nach links, also lief der vordere Motor langsamer. Da beide Lampen gleich hell leuchteten, wurden die Motoren vom Receiver gleich angesteuert. Plötzliches ruckhaftes Gieren ohne Helligkeitsänderungen war ein weiteres Indiz für einen defekten Motor. Nach dem Motorwechsel ist alles super. Ein fehlerfreier Motor muß mit etwa 1 V ruckfrei anlaufen und zieht dann etwa 0,5 A Strom.
Das Gyro ist außerdem auch leicht spannungsabhängig. Gegen Ende der Akkuflugzeit giert der Heli etwas nach links, was sich aber durch Nachtrimmen ausgleichen läßt.
4. Akkus lassen sich in Kapazität und Lebensdauer positiv beeinflussen, wenn sie von Zeit zu Zeit trainiert werden. Dazu entlade ich die Akkus mit ca. 0,5 A über einen Widerstand von 18 Ohm, 10 W. Dieser wird natürlich mehr als handwarm! Nach einer halben Stunde ist die Entladeschlusspannung meist noch nicht erreicht, der Auffrischungseffekt aber schon wirksam. Besser ist natürlich die kontrollierte Entladung mit einem Spannungsmesser am Akku, wobei am BEC-Stecker der Widerstand angeschlossen wird und am Balancerstecker die Zellen auf Nichtunterschreiten der Entladeschlußspannung von 3,0 V einzeln kontrolliert werden. Dazu reicht ein kleines digitales Mutimeter für wenige EUR völlig aus. Ein schon abgeschriebener Lipo mit leicht dicken Backen hat nach der mehrmaligen Prozedur wieder seine Traumfigur und fliegt ca. 8 min.
5. Rotorblätter sollten gegen Tuningblätter getauscht werden. Ich habe X-treme- Blätter mit kleinem Aufwand an den Rotorkopf angepaßt. Wichtig ist, daß die Stärke des Blattes an der Kopfaufnahme
(1 mm ) passt. Den Rest kann man korrigieren, indem man die Konturen der Blätter und des Kopfes anpasst. Die neuen Blätter sind profiliert, schwerer und steifer. Der Heli schwebt sehr stabil, das ungewollte Vermischen von Lenkbewegungen (Brillenflug) bleibt aus und die Rotorebenen geraten nicht mehr aneinander. Vermutlich haben die Orginalblätter ihre Form durch Verwinden und Verbiegen während des Fluges geändert.
6. Ausgangstransistor im Receiver ist ein N- Kanal-Mos APM 4410. In D besser zu beschaffen ist der fast baugleiche SI 4420 mit etwas mehr Ausgangsstrombelastbarkeit. (13,5 A)
So, ist nun doch ziemlich viel geworden. Die Profis werden sicher lächeln, besonders über den Donut. Aber ich kann das Ding nicht anders beschreiben und auch nicht fotografieren, ist ja Luft. Sicher wird jemand wissen, dass der geometrische Körper Rotationselypsoid 2. Klasse oder weiss der Oberlehrer Geyer wie heisst.
Stubenfliegen ist eben eine Sache für sich, bei der es darauf ankommt, alle Tassen im Schrank zu behalten.
Die beschriebenen Erfahrungen beziehen sich auf meinen konkreten Heli. Eine Haftung für den Erfolg der Hinweise wird ausdrücklich ausgeschlossen. Es ist aber anzunehmen, daß ähnliche Probleme bei verschiedenen Koaxhelis so wie beschrieben zu beherrschen sind.
Foren sind eine nützliche Einrichtung. Weil ich in diesem Forum als Anfänger mit Gaststatus öfter Hilfe gesucht habe, möchte ich auch meinen Senf dazugeben. Vieleicht hilft es wieder anderen Anfängern.
Ich habe einen Koaxheli Walkera 4-5. RTF bedeutete erst einmal, daß der Heli unkontrollierbar durch das Zimmer sprang und Kontakt mit allen Wänden suchte. Ich mußte daher
1. fliegen Lernen und
2.diverse technische Probleme optimieren.
Fliegen lernen
Ich habe mit dem Schweben in Bodennähe angefangen. Man kann schon mal schnell runter, wenn es eng wird. Allerdings muß man mit dem Bodeneffekt klarkommen. Der Heli erzeugt eine Strömung, die radial nach außen abgeht. Es bildet sich ein Schwebepolster, das den Heli nach außen wegträgt, wenn man aus der Mitte dieses Polsters gerät. Durch das Gegenlenken und durch die Zimmerwände wird das Schwebepolster mit Sicherheit unsymetrisch, so daß der Heli nicht mehr auf der Stelle bleibt. Der Bodeneffekt baut sich etwa innerhalb von 10 Sekunden auf. Später wird es noch ungemütlicher, weil die Luft von den Zimmerwänden zurückkommt. Bis die Daumen wissen, wie der Heli reagiert, sollte man trotzdem nahe am Boden bleiben und die Reaktion im Bodenbereich trainieren. Das habe ich etwa drei Wochen geübt.
Ein glatter Boden ist besser als ein Teppich, denn wenn der Heli rutschen kann, sieht man, wie er getrimmt ist. Vom Teppich startet er vieleicht kippelig und setzt dann stark seitlich weg.
Wenn man den Heli ruhig halten kann, wird es etwa ab 1 m Höhe wesentlich ruhiger. Da die Luft nach unten abströmen kann, bildet sich ein Strömungsschlauch, in den der Heli hineingezogen wird. Das Ausbrechen verschwindet im Wesentlichen. Allerdings beschleunigt sich diese Luftsäule beständig, so daß der Heli ohne Korrektur bald wegsackt. Mit etwas mehr Gas gerät man aber leicht in die darüberliegende ruhigere Luft, so daß es nun zügig nach oben Richtung Zimmerdecke geht.
Ist die Höhe ausbalanciert, schwebt der Heli relativ ruhig, bis die im Zimmer entstehende Rückströmung einsetzt, die Korrekturen nötig machen. Die Raumströmung hat im Endzustand etwa die Form eines Donut mit nach unten strömender Mittelsäule und aufsteigenden äußeren Rückströmungen, verformt allerdings durch die Zimmergeometrie. Den Donut sollte man sich immer vorstellen, wenn man den Heli im Zimmer stabil fliegen will. Diese Stömung erklärt die immer wieder im Forum angesprochenen Unstabilitäten bei einem technisch korrekt eingestelltem Heli.
Technische Probleme
1. Als erstes habe ich die Reglereinstellugen korrigiert. Am stabilsten flog er, wenn der Gyro-Regler aus der Mittelstellung (12 Uhr) nach rechts (3 Uhr) verstellt wurde. Dieser Regler ist der obere, mit Sensity beschriftete.
2. Die Einstellung der Paddelstange habe ich mit einem CD- Rohling korrigiert, der so bearbeitet wurde, daß er in die oberen Rotorblattaufnahmen paßt. Die CD erhielt einen radialen Schlitz von 15 mm Breite. Das Loch wurde bis zum Innenwulst vergrößert. Der Wulst selbst wird abgefeilt. Wenn Alles richtig passt, kann man die CD anstelle der oberen Rotorblätter in den Rotorkopf einsetzen und verfügt damit über einen Spiegel genau in der oberen Rotorebene. Die Paddelstange läßt sich in der Spiegelebene erkennen und wird nun so eingestellt, dass Paddelstange und Spiegelbild parallel sind. Dabei muss die Paddelstange exakt waagerecht stehen. Mit dieser Methode ist die Abweichung von einer halben Umdrehung des Kugelgelenkes erkennbar. Einfacher wird es noch, wenn der Heli am oberen Rotorgelenk aufgehängt wird, damit Paddelstange und Rotorachse immer einen rechten Winkel bilden. Im Anschluß daran kann man ja nochmal im Lauf den Rotorlauf beurteilen.
3. Unkontrollierbares Gieren ist ein oft beschriebenes Problem. Dabei muß ermittelt werden, ob die Ursache im Receiver oder in den Motoren liegt. Hierzu habe ich auf jeden Motor je eine Miniglühlampe 12V, 0,05 A gelötet, um die Balance des Antriebes beurteilen zu können. So ware es möglich, einen defekten Motor zu ermitteln. Der Heli gierte nach links, also lief der vordere Motor langsamer. Da beide Lampen gleich hell leuchteten, wurden die Motoren vom Receiver gleich angesteuert. Plötzliches ruckhaftes Gieren ohne Helligkeitsänderungen war ein weiteres Indiz für einen defekten Motor. Nach dem Motorwechsel ist alles super. Ein fehlerfreier Motor muß mit etwa 1 V ruckfrei anlaufen und zieht dann etwa 0,5 A Strom.
Das Gyro ist außerdem auch leicht spannungsabhängig. Gegen Ende der Akkuflugzeit giert der Heli etwas nach links, was sich aber durch Nachtrimmen ausgleichen läßt.
4. Akkus lassen sich in Kapazität und Lebensdauer positiv beeinflussen, wenn sie von Zeit zu Zeit trainiert werden. Dazu entlade ich die Akkus mit ca. 0,5 A über einen Widerstand von 18 Ohm, 10 W. Dieser wird natürlich mehr als handwarm! Nach einer halben Stunde ist die Entladeschlusspannung meist noch nicht erreicht, der Auffrischungseffekt aber schon wirksam. Besser ist natürlich die kontrollierte Entladung mit einem Spannungsmesser am Akku, wobei am BEC-Stecker der Widerstand angeschlossen wird und am Balancerstecker die Zellen auf Nichtunterschreiten der Entladeschlußspannung von 3,0 V einzeln kontrolliert werden. Dazu reicht ein kleines digitales Mutimeter für wenige EUR völlig aus. Ein schon abgeschriebener Lipo mit leicht dicken Backen hat nach der mehrmaligen Prozedur wieder seine Traumfigur und fliegt ca. 8 min.
5. Rotorblätter sollten gegen Tuningblätter getauscht werden. Ich habe X-treme- Blätter mit kleinem Aufwand an den Rotorkopf angepaßt. Wichtig ist, daß die Stärke des Blattes an der Kopfaufnahme
(1 mm ) passt. Den Rest kann man korrigieren, indem man die Konturen der Blätter und des Kopfes anpasst. Die neuen Blätter sind profiliert, schwerer und steifer. Der Heli schwebt sehr stabil, das ungewollte Vermischen von Lenkbewegungen (Brillenflug) bleibt aus und die Rotorebenen geraten nicht mehr aneinander. Vermutlich haben die Orginalblätter ihre Form durch Verwinden und Verbiegen während des Fluges geändert.
6. Ausgangstransistor im Receiver ist ein N- Kanal-Mos APM 4410. In D besser zu beschaffen ist der fast baugleiche SI 4420 mit etwas mehr Ausgangsstrombelastbarkeit. (13,5 A)
So, ist nun doch ziemlich viel geworden. Die Profis werden sicher lächeln, besonders über den Donut. Aber ich kann das Ding nicht anders beschreiben und auch nicht fotografieren, ist ja Luft. Sicher wird jemand wissen, dass der geometrische Körper Rotationselypsoid 2. Klasse oder weiss der Oberlehrer Geyer wie heisst.
Stubenfliegen ist eben eine Sache für sich, bei der es darauf ankommt, alle Tassen im Schrank zu behalten.
Die beschriebenen Erfahrungen beziehen sich auf meinen konkreten Heli. Eine Haftung für den Erfolg der Hinweise wird ausdrücklich ausgeschlossen. Es ist aber anzunehmen, daß ähnliche Probleme bei verschiedenen Koaxhelis so wie beschrieben zu beherrschen sind.