Hi,
um das hintere Lager (bei allen mir bekannten OS Motoren) zu wechseln, geht man folgendermassen vor:
Ein Bier holen.
Zylinderdeckel ab.
Hinteren Kurbelwellendeckel ab.
Kolben von oben gut anschauen, ob ein Pfeil sichtbar ist, der in Richtung Auslass zeigt. Wenn nicht: Mit 'nem Filzstift einen Pfeil aufzeichnen.
Laufbuchse anschauen, ob deren Position mit einem kleinen Drahtstift festgelegt ist. Wenn nicht: Position markieren.
Das geht aber später auch noch mit einem Blick ins Auslassfenster. Trotzdem vorher vergewissern und/oder markieren.
Laufbuchse ziehen.
Sollte von Hand, ohne Werkzeug und ohne Gewalt gehen. (Achtung: die Kanten der Laufbuchse können messerscharf sein!)
Wenn nicht: siehe Motor warm machen.
Der Kolben schlackert nun in der zu weiten Bohrung.
Pleuel auf dem Kurbelzapfen nach hinten schieben und Kolben mitsamt Pleuel aus der Zylinderbohrung nach oben entnehmen.
Kurbelwelle nach hinten herausschieben. Wenn sie sich wehrt: ein Gummihammer hilft.
(Bitte vor dem ersten Hammerschlag vergewissren, dass der Kolben wirklich entfernt ist. Das Pleuel ist extrem uncool im Bezug auf Hammerschläge.
Und es sage keiner, dass ihm sowas noch niiiiee passiert ist.)
Backofen anwerfen. Heissluft ist ideal, 130° sollten reichen.
Motor für 15 Minuten backen. Alu hat einen grösseren Wärmedehnungskoeffizienten als Stahl, daher weitet sich der Lagersitz stärker, als sich das Lager ausdehnt.
Mit einem Topflappen den Motor herausnehmen und in Richtung wie die Kurbelwelle entnommen wurde, satt auf ein Holzbrett aufschlagen.
Das hinter Lager fällt heraus.
(Sollte vorher die Laufbuchse nicht freiwillig herausgegangen sein, so sollte sie sich spätestens jetzt leicht herausziehen lassen,
denn auch die Laufbuchse ist aus Stahl, dehnt sich daher weniger als der umgebende Aluzylinder.)
Das vordere Lager sollte sich, Achtung, der Motor ist immer noch gut warm, nach vorne herausschieben lassen.
Zur Not mit einem Dorn sanft nachdrücken.
Einbau logischerweise umgekehrt, der Motor kann hierbei aus Erfahrung heraus kalt bleiben, sollte auch so funktionieren.
Bitte nicht mit irgendwelchen Stahlhämmern wie ein Bekloppter irgendwo draufhauen, sonst ist das neue Lager gleich wieder futsch.
Kurbelwelle 'rein, Kolben (man hat sich ja die Richtung gemerkt) 'rein, Pleuel auf Kurbelwellenzapfen schieben.
Buchse auf Kolben aufschieben, richtige Einbaulage checken (-> Auslassfenster)
Beim Kolben die Lage des Kolbenringes beachten, der Stoss muss auf den kleinen Zapfen treffen, sonst lässt sich die Buchse mit aller Liebe nicht aufschieben.
Richtig bemerkt: auch Kolbenringe haben sehr scharfe Kanten.
Zylinderdeckel drauf.
Je nach Typ und Montageart der Kupplung: hinteren Deckel noch weglassen, denn hier kann man schön die Kurbelwelle festhalten, um die Kupplung bzw. die Mutter festzuziehen.
Bitte nicht das Pleuel verklemmen und dadurch verbiegen!!!
Ein Schraubendreher hat hier auch nix verloren, geklemmt wird entweder mit dem richtigen Werkzeug,
"Kurbelwellen-Arretierung", z.B. hier:
http://www.mhm-modellbau.de/os-zubeh.php , oder wenigstens mit weichem Material, Holz, Zahnbürstenstiel etc.
Wenn alles zusammengebaut ist: Zurücklehnen, das Bierchen aufmachen und in Ruhe geniessen.
Gruss,
Thilo
Edit: mal wieder einen Teil der heftigsten Vertipper entfernt.