ich würde mir gerne etwas von der Seele schreiben. Es geht um meinen Traum vom 700er-fliegen und wie der Titel schon andeutet handelt es sich nicht um eine schöne Geschichte.
Nun ja, von vorne. Vor nun ein bisschen mehr wie zwei Jahren habe ich mit dem Helifliegen angefangen... nach meiner letzten Abi-Klausur bin ich wie üblich in den Conrad gegenüber geschlendet, entdeckte dort einen Lama V3 und schlug kurzentschlossen zu. Vom Helifieber gepackt, folgte erst ein kleiner China-450er, der sich aber als totale Niete herausstellte. Man kennt das, wir raten inzwischen jedem Anfänger von so einem Ding ab, aber wie das so ist, man will ja nicht hören. Mein Abitur jedenfalls war durch, ich hab ein bisschen gearbeitet und beschloss, mir einen gebrauchten 600er zu leisten, ein T-Rex 600 Nitro.
Das stellte sich (natürlich) als sehr gute Entscheidung raus und nach den anfänglichen Startschwierigkeiten mit dem 450er schnellte meine Lernkurve nach oben und Helifliegen wurde eine wichtiger Teil meines täglichen Lebens (zwischen Schule und Studium gabs ja auch sonst nicht viel). Bald wurde ich sehr sicher mit dem Heli und begann mit 3D. Ich war immer sehr zufrieden mit dem 600er, er sponn so gut wie nie rum und wir haben uns immer gut verstanden.
Währenddessen sah ich einige 700er in unserem Verein herumfliegen, die Größe und die Möglichkeiten, die Gefahr, haben mich immer wieder fasziniert. Irgendwann kaufte sich eins meiner Vorbilder in Sachen Modellflug (exilboulette) einen NT und ich war weg vor Begeisterung als ich das erste mal 3D mit einem 700er sah. Sowas will ich auch mal haben.
Gesagt getan. Im ersten Jahr blieb es glücklicherweise bei sagenhaften 3 Crashs und über meine Arbeit als Modellhelipilot an der RWTH konnte ich mir schließlich einen 700er leisten. Damals und auch heute noch für mich viel (naja sagen wir besser, sehr viel) Geld, kaufte ich den Ausstellungs-700er aus der freakware-Filiale in Kerpen für einen fairen Preis, günstig damals. Die pure Begeisterung entfaltete sich beim ersten Start, der 600er stand erstmal ein paar Wochen in der Ecke. Für mich war wirklich ein Ziel erreicht, ein Traum in Erfüllung gegangen sozusagen, auch wenn sichs kitschig anhört; hatte mir niemals ausmalen lassen dass ich einen so schnell fliegen könnte.

Naja was soll ich sagen, die Begeisterung hielt nicht lange. Nach ca 20 Crahs verabschiedete sich eine Kugelpfanne am Kopf... dabei war ich grade in 40m Höhe 4-Zeiten-Tic-Tocs am üben. Das ganze resultierte in einem netten Boomstrike, trotz hoher Drehzahl und harter Dämpfung, die Höhe tat ihr übriges und der Schaden belief sich auf ca 800€, hätte ich ihn wieder aufbauen wollen. Wirtschaftlicher Totalschaden. Für mich damals viel zu viel, ich hatte ja grad mal ca 900 für das ganze Teil bezahlt. Aus der Traum, nach sagenhaften 20 Flügen. Und hier beginnt die Leidensgeschichte.

Also wurde mein 600er entstaubt, aufgemotzt und es ging schweren Herzens wieder weiter. Die Sucht ist einfach stärker.
Die Gier nach Leistung wurde immer größer, das Nitro teurer, das 3D enger und die alten Herren auf unserem Platz immer genervter von meinem, nennen wirs mal modernem, Flugstil.
Monate vergingen, doch der Wunsch einmal wieder einen 700er zu besitzen war immer präsent. Es ist eben nicht das gleiche.
Naja, so gut der Heli auch lief, es wurde einfach zu teuer mit dem Nitro und außerdem wollte ich wieder einen 700er, wie schon immer. Dieses Frühjahr entschloss ich mich darum meinen 600er zu verkaufen; leider bezahlt nur natürlich niemand mehr viel Geld für einen Nitro. Damals ein wirklich schöner Heli, der mir als mein erster richtiger Heli wirklich einiges bedeutet hat.

Der Plan war, die alten Teile meines 700ers zu nehmen und ihn als Suzi Janis wieder aufzubauen, also als Elektroheli. Nach wiederum einem Jahr sparens war das möglich, es brauchte eine Zeit bis ich alle Komponenten zusammen hatte. Verdiene eben noch nicht so viel
Viele Kleinigkeiten kamen dazwischen aus Februar wurden März, April... und ich wurde immer genervter.
Irgendwann hatte ich alle Komponenten zusammen, das muss vor ca 3 Monaten gewesen sein. Der Heli war perfekt, alles aufeinander abgestimmt und sauberst aufgebaut. Regler eingestellt, alles eingestellt, das erste Mal hochlaufen lassen auf der Werkbank in Vorfreude auf den Erstflug seit Wochen Entzug. Kaum hatte ich den Schalter umgelegt, so zuckte der Motor nur und... der Regler stand in Flammen, nur wenige Zentimeter neben mir. Glücklicherweise war der Akku nicht im Modell sondern lag daneben, ich riss ihn vom Heli weg und der Spuk war vorbei. Nur der fade Beigeschmack von verbrannten FETs blieb, und ein ziemlich verstörtes ich.
1. Regler hin
Black Edition selbstgemacht sozusagen. Regler eingeschickt, einen neuen bekommen (danke an der Stelle dafür), diesmal mit höherem Rating. Zu dem Zeitpunkt war der Grund für dieses Inferno noch nicht klar (Fehlkommutierung?) und ich ziemlich angepisst. Grade so konnte ich mir die Reparatur leisten.
Weiter gings mit dem neuen Regler. In purer Ratlosigkeit alles getestet... sogar der Motor wurde mit einem 1000V Isolationsprüfgerät getestet, nichts gefunden. Motor mit neuem Regler auf der Werkbank hochlaufen lassen -> alles ok. Doch kaum hatte ich alles in den Heli eingebaut und wollte ihn hochlaufen lassen... puff. Dieses mal jedoch mit Feuerlöscher in Reichweite, hier hielt sich der Schaden in Grenzen, ärgerlich war es jedoch hoch drei. 9 FETs hin. Ich hatte jegliches Vertrauen in den Heli verloren und überhaupt keine Lust mehr was daran zu machen.
2. Regler hin
Der Regler samt Motor zum Hersteller eingeschickt, der fand tatsächlich einen Masseschluss im Motor, was unsere erste Vermutung bestätigte. Das fiese daran, dieser trat nur auf wenn die Kabel in einer bestimmten Position lagen, da sich ein Kabel an einer Ecke IM Motor aufgescheuert hatte. Darum fanden wir den Masseschluss nicht und darum gings auch erst im Heli in die Luft.
Grund dafür waren die nicht entgrateten Kanten im Motoren-Inneren, was zu einer messerscharfen Ecke führte. Super Qualitätskontrolle von Skorpion muss man sagen.
Bis hier hin dauerte jedes Einschicken min. 2 Wochen, die multiplen Reglerschäden beliefen sich auch wieder auf 200€. Geld das ich eigentlich nicht ausgeben wollte. Da so ein 90er-E-Heli nicht grade günstig ist hatte ich nur einen Akku zur Verfügung, Geld was ich überhaupt nicht ausgeben wollte und sich gut für einen zweiten Akku geeignet hätte.

Jedenfalls stand der Heli nun, und er lief. Ich hab zwar beim nun ersten richtigen Motor-Anlaufen-Lassen fast einen Herzinfarkt bekommen, aber er lief.
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Vor zwei Wochen kam dann der erste Flug, man sieht über wie viele Monate sich das streckt. Ich war dementsprechend sehr aufgeregt, der Start selbst verlief gut. Ich flog ein paar Meter und entschloss mich die Drehzahl hochzuschalten, um mal zu schauen was so geht. Naja ich wollte es langsam angehen lassen, also Schweben, Heck zu mir und Schalter umgelegt. Auf einmal fängt der Heli an zu tanzen dass mans nicht glaubt, wie ein wilder Stier der etwas abschütteln will. Keine Chance noch irgendwas zu machen, absoluter Kontrollverlust mit folgendem Crash. Absolute Ratlosigkeit macht sich breit, was der Grund dafür ist weiß ich bis heute nicht.
Sicherheitshalber wurde das VStabi eingeschickt, aber nichts gefunden. "Starke äußere Störungen". Der Schaden blieb zum Glück in Grenzen, HZR/Blätter/Lager/Heck, das übliche, jedoch beim 700er halt auch 150€. Das ging dann grad noch so. Man sieht über wie viele Monate sich das zog, da kam zwischendurch ja immer noch was rein. Aber 150€... schonwieder? Das ist der Betrag den ich in einem Monat mit Helifliegen verdiene. Ich war nicht zuletzt dadurch ziemlich fertig, vor allem die Unwissenheit warum der Schaden aufgetreten ist geht einem auf die Nerven. Und natürlich die schönen Edge hinüber.
Doch das Helifliegen aufgeben? Nein jetzt sicher nicht mehr. Ist immerhin der Grund für mein Studium und ein guter Geldverdienst. Außerdem hatte mich der Ehrgeiz gepackt, kann ja nicht sein dass das Ding nicht in die Luft geht!
Vor zwei Wochen hatte ich den Heli dann wieder aufgebaut.
Sonntag... super Wetter, möchte eigentlich nochmal einen Versuch starten, doch beim Reichweitentest spinnt der Empfänger. Also WIEDER nichts mit fliegen. Verdammt das Teil muss doch irgendwann mal in die Luft! Doch nach einfach ausprobieren ist mir schon lange nicht mehr zumute. Also ich am Montag den Empfänger getauscht, nur zur Sicherheit.
Gestern, dann der erneute Erstflug, ohne Haube dieses Mal. Hier lief wirklich alles glatt, ich war super happy und alles funktionierte. Bis auf meine Knie, die zitterten wie beim Erstflug mit dem 600er. Endlich, nach so vielen Stunden Fehlersuche, nach so viel zusätzlich investiertem Geld was ich eigentlich nicht dafür hatte. Gut das Heck stand noch nicht, aber ein bisschen Schwund ist ja immer.
Voller zuversicht dass ich jetzt endlich den Sommer genießen und wie jeder andere auch regelmäßig fliegen gehen könnte machte ich mich heute erneut auf den Weg zu unserem Wildflugplatz in Aachen um mit ein paar anderen noch eine Runde zu drehen. Sollte eigentlich nur ein Einstellflug werden, Spaß haben mit meinem 700er (also mal was völlig neues!) und das Blattgeräusch der grade mal einen Flug alten Spinblades Matt Black genießen.
Doch das ist mir wohl nicht vergönnt. Kaum bin ich gestartet fange ich einen halben Piroflip an um auf den Rücken zu kommen, doch mitten drin fängt der Heli an mit voller Drehrate zu kreiseln, in dieser Höhe auch keine Chance mehr abzufangen oder sonstiges. Geübt von den vielen Autorotationen und Trainingsstunden am Sim (die ich in den 4-5 Monaten ohne Heli auf ein Maximum gebracht hatte) schaltete ich den Motor aus und schon war es vorbei. SCHON WIEDER. Voll auf die Nase, dieses Mal ein weit höherer Schaden. Inklusive Haube in die ich sicher 2-3 Stunden Entgraten und Plazieren des Decals investiert hatte, den schönen nagelneuen Matt Blacks, dem Heck das erst vor wenigen Tagen neu aufgebaut war. Die komplette Einstellarbeit, die ich ja eh schon zwei oder dreimal neu machen musste, wieder am Arsch. Sicher 300-400€ dieses Mal. Viel zu viel.

Naja, das wars dann wohl erstmal. 4 Monate, 3 Regler, zwei Empfänger, 2 Zahnräder, Edge 693, Spinblades Matt Black und jede Menge Nerven und Zeit später kann ich sagen... ich hab einen Flug gemacht! Und bin pleite. Besserung frühestens nächsten Monat in Sicht, aber bis ich wieder in die Luft komme ist der Sommer sicher rum weil dann die Klausurzeit anfängt und mich 2 Monate in Beschlag nimmt, hier hätte ich zwar abends Zeit fürs Helifliegen gefunden, aber sicher nicht für stundenlanges wieder-aufbauen, einstellen oder Fehlersuche. Der Traum mit dem 700er fliegen... scheint mir nicht vergönnt.
Also dieser Sommer war in Punkto Helifliegen wirklich... scheiße.
So kanns eben auch gehen.
Gruß, Max