Kurz in eigener Sache :
Da ich aufgrund der steigenden Nachfrage auch immer wieder in anderen Foren Fragestellungen lese, diese aber teils nicht beantworten kann da mir die Rechte fehlen, möchte ich diese hier als eine Art FAQ nochmal kurz zusammenstellen. Wenn jemand in einem anderen Forum , wo er Schreibrechte hat, solche Fragen vorfindet, kann er gerne auf diesen Beitrag hier verlinken - das vermeidet Copy-Fehler und ermöglicht jedem, dies zentral nachzulesen.
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F : muß ich P-Ion Akkus vor der ersten benutzung unbedingt konditionieren ?
A : Der Hersteller empfiehlt dies nicht ohne Grund, es dient dazu, herstellungsbedingte Unterschiede der einzelnen Zellen schonend anzugleichen. Wird darauf verzichtet, kann unter ungünstigen Umständen eine Schädigung einer oder mehrer Zellen vorkommen. Der Hersteller verweigert in dem Fall Garantie und Gewährleistung, es sollte deshalb eine Konditionierung vor dem ersten Einsatz im Modell stattfinden.
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F : wie kann ich die Konditionierung mit einem Lader durchführen, der keine sehr hohe Entladeleistung ermöglicht und so den Entladestrom begrenzt ?
A: für die Konditionierung ist es nicht zwingend erforderlich, mit den im Manual genannten Strömen zu laden / zu entladen - diese stellen die empfohlen MAXIMALWERTE dar und sollten nicht überschritten werden. Eine Unterschreitung ist problemlos und schadet nicht
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F: wie tief muß ich die AKkus bei der Konditionierung entladen ?
A: es empfiehlt sich, nicht tiefer als 70 % zu entladen, eine Entladung bis 50 % reicht jedoch bereits aus, es muß nicht zwingend mehr entladen werden.
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F: bei den P-Ion v2 lese ich "25c bis 50% DoD" - heißt das das ich bei mehr Entladung keine 25c mehr habe ?
A: Die Angabe bezieht sich auf einen echten Dauerstrom - das heißt, der Akku wird ab Start mit einem Strom von 25c DAUERHAFT belastet, ohen das sich dieser reduziert. Dieser Fall tritt in der Praxis sehr selten auf, etwas bei extrem motorisierten E-Jetmodellen die längere Zeit mit Vollgas geflogen werden, sofern der Pilot auch die Fertigkeit dafür besitzt. 50% DoD ( Depth of discharge) bedeutet in dem Fall, das der Strom über eine Zeitdauer von 70 Sekunden auf dem Niveau von 25c bleibnt und nicht reduziert wird - wie gesagt, in der praxis selten von Relevanz, aber für messtechnische Betrachtungen wichtig.
Die Zellen können bei einer länger andauernden 25c Belastung ( immer davon ausgehend, das die Last unverändert hoch über die gesamte Zeit anliegt ) kritische Temperaturen erreichen, gerade in Modellen mit sehr engen Einbauverhältnissen / Rümpfen ohne jegliche Zirkulation. Gerade um auch solchen speziellen Anforderungen gerecht zu werden wird diese Angabe geführt, denn von der Spannung her sind die Zellen noch weit von der zulässigen Entladeschlußspannung entfernt, so das eine reine Spannungsüberwachung alleine hier nicht ausreicht, um vor möglichen Akkuschäden zu warnen.
Die Belastung darf also im praktischen betrieb wie im Modellhubschrauber auch bei Entladetiefen von 75 % noch durchaus 25c betragen , da hier keine Belastungszeiten ( > 70 sec. / 25c Dauerlast ) erreicht werden, die kritisch wären.
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F: Was ist "Kaltbetrieb", und warum wird empfohlen, Akkus anzuwärmen ?
A: Unter Kaltbetrieb versteht man die Startbelastung eines Akkus mit weniger als 19...21°C. Die meisten deutschen Tester vermessen / testen Akkus bei einer Temperatur von 20 ... 21°C , was damit als Referenz für die Bewertung dient. Bei dieser Temperatur leisten die Akkus die im Test ermittelten zulässigen Belastbarkeitswerte.
Ist ein Akku kälter, steigt sein Innenwiderstand an. Damit wird die Verlustleistung im Akku größer, die Spannung bricht stärker ein, der Akku kann nicht so hoch belastet werden wie bei der Referenztemperatur. Wärmere Zellen hingegen haben einen geringeren Innenwiderstand : die Verlustleistung im Akku bei gleicher Last ist geringer, die Spannungslage höher und die Zellen können höher belastet werden.
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F: Ich habe gelesen, das es vorkommt, das Akkus aufgasen und weich werden. Sind die dann überlastet worden ?
A: Überlast ist nur ein mögliches Indiz. Ebenso können je nach Zellchemie Umstände wie z.b. vollgeladenes Lagern, Lagern bei erhöhter Raumtemperatur ( > 21°C , direkte Sonneneinstrahlung) über einen Zeitraum von einigen Wochen dazu führen. Auch P-Ion können bei dieser Falschlagerung schneller als üblich zur Aufgasung neigen, insbesondere in Verbindung mit höherer Lagerspannung ( > 50% Restkapazität bzw. über 3,80 V ). Deshalb empfiehlt es sich, insbesondere direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden, z.b. durch Aufbewahrung in einem Koffer oder Schrank.
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F: ich habe gehört, das man P-Ion nicht mehr balancieren muß, weil sie so einen guten Gleichlauf haben.
A: Die Aussage ist im Grunde falsch - und bedingt richtig. Korrekt ist, das die Zellen sich ab einer Spannung von ca. 4,1 V im allgmeinen sehr gut in ihrer Spannung aneinander angleichen und nur geringe Restabweichungen besitzen. Falsch ist hier das auf den Einsatz des Balancers des laders gänzlich verzichtet werden darf : dieser ist eine Schutzfunktion, die auch das Überladen einzelnen Zellen zuverlässig verhindert. Sofern die Balanciergenauigkeit nicht auf einen sehr geringen Wert eingestellt ist ( bei modernen Lader der Oberklasse ist ein Balancieren auf 1 mV Differenz möglich ) sondern eine gewisse Toleranz ( 10 mV ) eingestellt wird, werden die Balancer die meiste Zeit eh nicht einsetzen. Denn balanciert wird erst, wenn es was zu balancieren gibt. Richtig ist, das empfohlen wird, erst ab 4,1 V die Balancer arbeiten zu lassen, sofern der Lader diese Einstellmöglichkeit bietet, ein zu frühes einsetzen der Balancerstufen kann dazu führen, das kein balancieren, sondern ein de-balancieren stattfindet. Dies bezieht sich in diesem Kontext NUR auf die P-Ion-Zellen und ist nicht auf Lipo-Akkus anwendbar aufgrund anderer Zellchemie !
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Ich hoffe das dies ein wenig hilft, die Unsicherheit im Umgang mit unseren Zellen zu mindern