XP oder die Entdeckung der Langsamkeit

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tdo
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#1 XP oder die Entdeckung der Langsamkeit

Beitrag von tdo »

Hallo zusammen,
nein, dieses Mal suche ich ausnahmsweise nicht nach Tipps, kann aber vielleicht interessierte Kollegen hier auf die richtige Fährte bringen.
Übliche Problemstellung, der Kumpel-PC, auch Kegelclub-PC genannt, der "unendlich langsam wurde, und, nachdem man ihn wütend auf den Boden fallen liess, wieder etwas schneller wurde".
Ich liebe solche eindeutigen Beschreibungen und klar umrissene Problemstellungen.
Also habe ich die Kiste ein paar Tage bei mir aufgenommen und etwas genauer untersucht.
War wirklich ungewöhnlich lahm, aber nicht verwanzt. Sowas prüfe ich gerne, indem ich die Platte aus dem Patienten ausbaue und an meinen PC anhänge.
Damit kann sich schonmal irgendeine Sauerei im Bootloader nicht verstecken. Aber wie schon geschrieben, die Platte war sauber.
Eigenartigerweise zeigte sich der Prozessor sehr stark ausgelastet, auch ohne Anwendung.
Darüber verschaffe ich mir einen ersten Eindruck mit dem Windows Task-Manager, (taskmgr.exe).
Auf die Spalte mit "CPU" klicken, dann sortiert der Taskmanager die Prozessliste nach Auslastung.
Auffällig war der hohe Anteil von "System-Zeit", also Rechenzeit, die Windows für sich in Anspruch nimmt, die somit nicht für User-Prozesse zur Verfügung steht.
Einen ersten Hinweis brachte die Ansicht "Systemleistung", in der der Balken der CPU-Auslastung praktisch permanent zwischen 95% und 100% pendelte.
Wenn man in diesem Tab über "Ansicht" die Kernel-Zeit einblendet, so zeigt der CPU-Balken zusätzlich einen roten Anteil für die Belastung durch das Betriebssytem selbst.

Nächster Schritt: so ziemlich alles an Startprogrammen und -Diensten abgeschaltet.
Problem weiter vorhanden.
Um dem hohen Systemanteil bei der CPU-Last auf die Spur zu kommen, habe ich dann den "Process-Explorer" von Microsoft installiert,
eigentlich von SysInternals, mittlerweile aber von MS übernommen.
http://technet.microsoft.com/de-de/sysi ... 96653.aspx
(Auch gut um geöffnete Dateien zu finden usw.)

Damit kann man das System wesentlich genauer analysieren.
Was durch den Process-Explorer klar wurde: Die hohe Systemlast wurde durch Interrupts verursacht.
Also Kommunikation des Kernels mit der Hardware. Aber mit welcher Hardware?
Nun habe ich alle Karten aus dem System genommen, die nicht unbedingt zum Minimal-Betrieb notwendig sind.
Also Netz, USB usw., Komponenten auf dem Mainboard über das Bios abgeschaltet.
Ausser, dass sich XP beschwert hat, aufgrund der "massgeblichen Hardware-Änderung müsse es nun neu aktiviert werden",
gab das auch keinen weiteren Hinweis.
Hardware wieder eingebaut und aktiviert. Windows möchte nochmal aktiviert werden :(
Nächster Schritt: andere Platte 'rein und ein XP drauf installiert.
Siehe da: der PC läuft absolut brauchbar!
Nächste Frage: was ist nun wirklich der Unterschied? Software, XP, irgendeine Anwendersoftware, die auf dem neuen Image nicht
installiert ist, oder doch die Hardware?
Da war doch was mit den Interrupts?
Deren Systemlast war nun nämlich gänzlich verschwunden.
Langsam rückt die Festplatte ins Zentrum der Betrachtung.
Alte Platte nochmal 'rein, siehe da, die Zahl von Interrupts geht vor allem dann hoch, wenn man auf die Platte zugreift.
Dateien suchen, Verzeichnisse kopieren etc.
Zur Kontrolle noch die Kabel getauscht und einen anderen IDE Kanal ausprobiert, gleiches Ergebnis.
Nächster Schritt: die alte Platte umkopieren.
Mit Acronis Migrate Easy geht das sehr gut. Davon gibts übrigens eine Testversion, die für 14 Tage lauffähig ist.
Langsam wird die Sache klar, denn für das Umkopieren einer 80 GB Platte braucht der PC ca. 20 Stunden!

Mit der Ersatzplatte funktioniert der PC einwandfrei, auch mit der Ursprungsinstallation.
Schluss vom Lied: neue Platte gekauft, Image drauf, Anwender freut sich.
Das umkopieren des Images von meiner Testplatte auf die neu beschaffte Platte dauerte übrigens gerade mal 25 Minuten, nicht nochmal 20 Stunden.

Erkenntnis: Eine Platte stirbt gerne langsam. Es muss noch nicht mal zu Lese- oder Schreibfehlern kommen.
Wobei Schreibfehler unangenehmerweise noch nicht mal gleich auffallen müssen, Stichwort "Silent Corruption", die stumme Korrumpierung von Daten.

Die Tools, die ich zur Analyse verwendete, sind allesamt kostenfrei, der Task-Manager ist eh' in XP drin,
der Process-Explorer ist prima und kostenlos, und mit der Acronis Migrate Easy Testversion kann man wie schon erwähnt zwei Wochen so herumspielen.

Gruss,
Thilo
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135erHeli
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#2 Re: XP oder die Entdeckung der Langsamkeit

Beitrag von 135erHeli »

Das Erste was Ich immer mache bei sowas isn Badblock Check und dann hat sich das Problem bei fast 60% der PCs erledigt neu Pladde rein System Clonen und jut wird :)
Gruss Jens

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FPK
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#3 Re: XP oder die Entdeckung der Langsamkeit

Beitrag von FPK »

Sicher dass nicht nur der DMA-Modus der Platte deaktiviert war :)? Das macht Windows automatisch (und zwar pauschal für den PC) wenn z.B. das Kabel schlecht ist und zuviele Übertragungsfehler auftreten.

Ein schleichendes Sterben der Platte melden Tools wie HDD Health normalerweise recht zuverlässig.
- T-Rex 450 SE: Scorpion -8; 14er Ritzel; Jazz; 3xHS65HB; S9650; Gy401; R607FS
- T-Rex 450 CDE mit UH-1C-Rumpf im Bau: 430L; 4xHS56; Gy401; Schulze 8.35
- T-Rex 500: Scorpion 3026-1600; BL60G; 3xS9650; AC-3X; BLS-251; R617FS
- T-Rex 700N: OS 91 SZ-PS; TS: 3*JR8717; Gas: S9254; LTG/LTS-6100; MultiGov Pro; ReactorX; R6008HS
- Hornet X3D; Micron V2; Blade mSR; Piccolo V2
- diverse Simulatoren: lieber Sim statt E
- diverse Flächenflieger
- T8, FF-7 FASST, FX-18
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chris.jan
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#4 Re: XP oder die Entdeckung der Langsamkeit

Beitrag von chris.jan »

Wollte ich auch gerade sagen, sieht schwer nach DMA-Modus oder einem defekten Kabel/Kontakt aus.

Ganz oft hilft auch defragmentieren, aber VORHER die Größe der Auslagerungsdatei auf eine FIXE Größe einstellen und das System-Flag für die Datei deaktivieren. Defrag defragmentiert nämlich keine Systemdateien und speziell wenn vorher die Default-Einstellung für die Auslagerungsdatei (=variable Größe) aktiv war dann sieht die Platte aus wie ein gordischer Knoten.
Gruß Chris

T-Rex 600 EVO1 mit Baubericht: S3152, GY401 & DS8900G, 14S-A123, PhoenixIceHV60 & HK-4025-630, CC BECPro
MiniTitan SE: SH-0253, LTG2100 & S9257, 4S-P-Fepo, PhoenixIceLite50 & HS-2220
Tools: Akkumatik, FF-7 2G4, DX6i, Jeti-Box, EagleTree-Logger, Caste-Link, Maas 40A, Hyperion 1210i
Spielzeug: Blade mCPx samt "Speckdrum" DX6i - my first FBL experience
nächstes Projekt: 3Digi für den MT
Zu verkaufen: Rex600-Reste, kleiner Kyosho Edge 540 für 70€

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. Albert Einstein
Achtung! FSK18! Nicht klicken!
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tdo
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#5 Re: XP oder die Entdeckung der Langsamkeit

Beitrag von tdo »

Einstellung war "DMA wenn verfügbar", oder wie das im deutschen XP heisst.
Ich meine, wenn man XP im Safe Mode bootet, ist auch nur PIO aktiv, damit war der Plattenzugriff nochmals um Faktoren langsamer.
Ansonsten:
Zur Kontrolle noch die Kabel getauscht und einen anderen IDE Kanal ausprobiert, gleiches Ergebnis.
Auch die Kopieraktion mittels Acronis weist darauf hin, denn auf dem C: Laufwerk geht das naturgemäss nicht im laufenden Betrieb,
sondern wird quasi als Single-Task direkt nach dem Boot ausgeführt.
Und 20 Stunden vs. 25 Minuten sprechen dann schon eine deutliche Sprache. Das hat nix mehr mit Fragmentierung zu tun.
Aber so ein HDD Checktool, das im Gegensatz zu den (nicht wirklich vorhandenen) Bordmitteln eine saubere Analyse liefert werde ich mir mal noch besorgen.
Irgendwelche Empfehlungen?

Thx!
Thilo
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