frankyfly hat geschrieben:Ach was bin ich froh das bei uns dieses "zwanghafte" Beschenken keinen Einzug gehalten hat. da bekommen meine Nichten (2 und 3 Jahre) was, von meiner Oma gibt es immer einen "Fressbeutel" für die Enkel und das wars. da gestaltet sich die Vorwheinachtszeit gleich viel ruiger.
Habe dazu eine nette eMail bekommen ...
Brief einer Mutter an die Familie
Liebe Kinder,
dieses Jahr werdet ihr Weihnachten einmal ohne mich verbringen müssen, denn ich werde über die Feiertage verreisen.
Der Entschluss ist plötzlich gekommen und ich weiß auch noch nicht genau wohin, aber ich möchte einmal das Christfest auf meine Weise, also anders als sonst, feiern.
Vater konnte ich nicht überzeugen mich zu begleiten, denn er ist altbewährt der Meinung, dass man Weihnachten zu Hause sein muss. Ihr könnt also, wie jedes Jahr, ruhig nach Hause kommen, denn ihr wisst ja aus den vergangenen Jahren, wie bei uns die Tradition in bestimmten Ritualien ablaufen. Ich bin sicher, dass ihr es auch ohne mich schaffen werdet.
Zwar habe ich zu dieser Zeit bereits ein paar Vorbereitungen getroffen, die ich diesmal irgendwie vergessen haben muss. Aber unter euch sind ja perfekte Hausfrauen, die mir jedes Jahr zu bestimmten Anlässen und besonderen Feiertagen per Telefon, oder manchmal auch persönlich, gut gemeinte Ratschläge für Essen und Trinken geben konnten.
In diesem Jahr werde ich EUCH mal helfen.
Das Zimmer für die Übernachtungen muss noch aufgeräumt werden. Die Gästebetten, die ich jedes Jahr von Hansens - zwei Straßen weiter - herüber schleppen durfte, sind über die Feiertage wieder ausleihbar. Die Bettwäsche liegt oben im Kleiderschrank des Schlafzimmers. Vier Betten zu überziehen ist für euch doch ein Klacks.
Ich will euch das Festmahl für den ersten und zweiten Feiertag in keiner Weise vorschreiben und habe aus diesem Grund auch nichts eingekauft. Die Mengen für 12 Personen errechnet ihr einfach, indem ihr den Viertagesbedarf eurer drei Familien zusammen rechnet. Mit meinem kleinen Wagen musste ich zwar immer ein paar Mal zu Real und Aldi fahren, doch ihr könnt es ja mit euren schönen, großen Limousinen in einem Rutsch besorgen. Außerdem könnt ihr, wenn ihr zusammen fahrt, die schweren Getränkekisten bequemer nach Hause befördern als ich. Denkt aber daran, dass Papa nur Weizenbier mag und Olaf Cola, Hanne trinkt nur Fanta und die Kinder mögen nur diesen bestimmten Kakao aus dem Feinkostgeschäft aus der Stadt. Dort kann man nicht parken und es ist auch immer sehr voll, aber ihr habt ja Urlaub und eine Menge Zeit mitgebracht, nicht wahr ? Aber was sage ich denn da ? Ihr habt mir diesbezüglich eure Wünsche ja immer mitgeteilt.
Vielleicht solltet ihr auswärts essen gehen, denn nach dem Essen muss das Geschirr gespült werden. Die Spülmaschine ist kaputt, Vater hat es im letzten Jahr nicht geschafft, einmal danach zu sehen. Aber wenn ihr alle mithelft, ist es in 30 Minuten erledigt und ihr könnt weiter fernsehen.
Wenn ihr aber zu Hause essen solltet, dann könnt ihr getrost das gute Service aus dem Wohnzimmerschrank benutzen. Ich kenne jetzt eine Quelle, wo ich das von den Kindern zerbrochene Geschirr nachbestellen kann. Der Katalog mit Preisliste liegt im Wohnzimmer. Wenn also etwas zu Bruch gehen sollte, dann legt das Geld ruhig in die mittlere Schublade des Wohnzimmerschrankes. Auch denkt bitte daran, dass die Tassen und Teller einen Goldrand haben und nicht für die Mikrowelle geeignet sind.
Denkt doch bitte noch an den Weihnachtsbaum. Ich bin nicht dazu gekommen. Sonst die Jahre habe ich ihn ja vom Markt nach Hause hinter mir hergezogen, aber die 4 km sind seinen Nadeln nicht so gut bekommen und er rieselte dann immer schon sehr früh. Das Einstielen ist nicht so schwierig, leider kann euer Vater euch nicht dabei helfen, denn diese Arbeit hat er immer mir überlassen. Wenn eure Hände nach dem Schmücken zerstochen sind und schmerzen, in meiner Nachttischschublade liegt eine gute Heilsalbe. Nur achtet darauf, dass der Baum GERADE in der Fensternische steht, Vater legt großen wert darauf. Der Christbaumschmuck liegt wie immer im Keller neben dem Kartoffelschoß. Ach ja, eh ich es vergesse: Kartoffeln müssen auch noch geholt werden.
Nehmt in diesem Jahr lieber die elektrischen Kerzen, denn die Brandflecken vom letzten Jahr sieht man immer noch. Die Kinder wollen doch sicher wieder im Wohnzimmer Ball spielen, während ihr vor dem Fernseher sitzt.
Vielleicht geht ihr ja auch mit den Kindern in die Heiligabend-Messe. Es war schon immer mein Wunsch, doch alleine wollte ich nicht durch die Dunkelheit zur Kirche gehen. Ihr fandet meinen Wunsch immer zu altmodisch, wisst ihr noch ?
Eins macht mir allerdings ein wenig Sorge: wer wird den Schlichter bei euren Diskussionen machen, wenn ich nicht da bin? Auf Papa könnt ihr nicht warten, denn er geht bei euren heißen Gesprächen ja immer in sein Zimmer. Er hält sich da raus, weil seine Nerven zu empfindlich sind. Am besten bleibt ihr bei euren Meinungen über Erziehungsmethoden und wer mehr Geld zur Verfügung hat etwas gelassener als sonst. Jeder macht schließlich bei der Aufzucht des Nachwuchses Fehler. Auch ich habe mir da einiges vorzuwerfen. Aber glaubt mir, es ist nie zu spät mit dem Umerziehen anzufangen.
Natürlich werdet ihr euch fragen, woher ich das Geld habe um zu verreisen ? Ich finanziere meinen Aufenthalt mit dem Geld, was ich für eure Geschenke verwandt haben würde. Doch in den letzten Jahren habe ich nie euren Geschmack getroffen und ihr habt die Sachen kurz nach Weihnachten meistens wieder umgetauscht.
Löst die Gutscheine, die ihr bestimmt auch dieses Weihnachten wieder für mich besorgt habt, selbst ein und kauft euch etwas nach euren Wünschen. Dann fallen doch ein für allemal die Umtauschaktionen aus. Über das Hemd und die Krawatte wird sich euer Vater wie jedes Jahr freuen, obwohl er es kaum trägt. Wo sollte er die Sachen denn auch anziehen, denn zum Essen, in Konzerten oder ins Theater sind wir schon lange nicht mehr gegangen.
Bevor ihr wieder abreist bring bitte alles wieder in den Zustand, wie ihr ihn bei eurer Ankunft vorgefunden habt. Die Betten abziehen, waschen und die Bettgestelle wieder rüber zu Hansens. Einen Blumenstrauß als Dankeschön vergesst ihr ja bestimmt nicht. Der Staubsauger steht im Schränkchen unter der Treppe - ach ja, neue Staubsaugerbeutel müsst ihr auch noch besorgen. Der Wischeimer steht neben dem Staubsauger. Den Weihnachtsbaum könnt ihr auch wieder abschmücken und entsorgen, denn wenn ich Mitte Januar zurück bin ist es ja zu spät dafür. Wo die Sammelstelle für den Baum ist, lest in der Zeitung nach.
So, jetzt muss ich den Brief aber schließen, sonst verpasse ich noch den Bus zum Flughafen. Wenn ich Mitte Januar zurück bin, könnt ihr mit ja berichten, wie euch das Weihnachtsfest gefallen hat.
Es grüßt euch eure Mutter
Wir machen dieses Jahr einen Ruhigen zu Hause, also ich und meine 3 Mädels.