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#1 SJM-400 V2 Kopfdrehzahl und Rotorblätter - Vergleichstest

Verfasst: 18.05.2007 15:56:19
von Helix
Hallo,

zunächst mal bin ich nicht sicher, ob der Beitrag hier richtig angesiedelt ist. Eigentlich gehört der in die Rubrik SPH-Helis. Da aber u.a. zwei Videos gepostet werden, stelle ich ihn mal hier rein. Im Zweifelsfall müsste dann einer der Admins aktiv werden und den Beitrag verschieben.

Problemstellung:
User berichten immer wieder (auch in anderen Foren) über Probleme mit ihrem SJM-400 V2 hinsichtlich Schwebeflugverhalten, mangelndem Geradeauslauf beim Rundflug, Aufbäum- oder Unterschneidverhalten. Das hat einige User bewogen ihren Heli wieder abzugeben, andere suchen noch nach Lösungen.

Zielstellung:
Mit den Videos möchte ich belegen, dass ein Hauptproblem des Flugverhaltens in den standardmäßigen Rotorblättern des SJM-400 V2 zu suchen ist. Aufgrund der Gestaltung der Blatthalter war es bislang nicht möglich andere Rotorblätter als die des Herstellers einzusetzen. Ich habe eine alternative Möglichkeit gefunden und hier vorgestellt:

http://www.rchelifan.org/viewtopic.php?t=25370

Vorgehen:
Meinen SJM-400 V2 habe ich sowohl mit den SJM-Standardblättern (Silberlinge) als auch mit Markenblättern, in diesem Fall Blattschmied GCT Xtro 305mm ausgestattet und habe die Flüge auf Video aufgezeichnet. Aufgrund des regnerischen Wetters an Himmelfahrt war aber mehr als Schweben in der Garage nicht drin. Die Kopfdrehzahl habe ich bewusst niedrig gewählt mit 1900 bzw. 2200 U/min und liege damit deutlich unter dem was üblicherweise für den SJM-400 V2 empfohlen wird. Je höher die Kopfdrehzahl, desto agiler und unbändiger wird der Heli zumindest mit den Originalblättern und stellt an den Piloten große Herausforderungen. Für Anfänger oder Beginner wird es da schwierig. Vor jedem Flug wurde der Lipo bis zur Ladeschlußspannung geladen. Die Strom und Spannungswerte habe ich aufgezeichnet, die Drehzahl in einer separaten Messung vor dem Flug im Stand ermittelt.

Mein Setup und die Meßmittel:
Heli SJM-400 V2
Motor SJM-Brushless
Ritzel 10 Zähne
Regler Jazz 40-6-18
Lipo Fullriver 3s 1800mAh
Blätter SJM-Original Silberlinge bzw. Blattschmied CGT Xtro 305mm
Drehzahlmessung Conrad DT1 Opto
Strom und Spannung DPR-50

Ergebnisse:
Bei Verwendung der Blattschmied-Blätter kann der Heli selbst bei 1900U/min ruhig geschwebt werden. Um den Heli am Platz zu halten sind nur geringfügige Korrekturen in Roll und Nick nötig. Wird der Pitch/Gier-Knüppel losgelassen, hält der Heli die eingestellte Flughöhe auch beim Schweben im Bodeneffekt 10cm über Grund. Bei 1900 U/min ist das Heck noch gut steuerbar. Die Giergeschwindigkeit ist gegenüber einer höheren Kopfdrehzahl deutlich niedriger aber vertretbar. Das Heck schwingt aber über beim Abstoppen. Wird die Kopfdrehzahl auf 2200 U/min erhöht wird der Heli deutlich agiler, beleibt aber gut steuerbar. Das Verhalten bei losgelassenem Pitch-/Gierknüppel entspricht dem bei niedrigerer Kopfdrehzahl.

Bei Verwendung der Original-SJM-Blätter ist schon beim Abheben ein Wegdriften des Helis feststellbar. Zum Abheben bei 1900U/min ist etwas mehr Pitch erforderlich (ca. 1 Grad mehr). Der Heli kann nur durch deutliche Korrekturen in Roll und Nick am Platz gehalten werden. Der Heli zeigt immer wieder Tendenz zu schwimmen und weg zu driften. Ein stabiles Schweben am Platz ist nahezu unmöglich. Wird die Kopfdrehzahl auf 2200U/min erhöht ändert sich an diesem unruhigen Verhalten grundsätzlich nichts. Der Heli reagiert aber deutlich stärker auf die Steuerbefehle. Wird in beiden Kopfdrehzahlen der Pitch-/Gierknüppel losgeglassen, beginnt der Heli zu tanzen und verändert laufend die Flughöhe. Um ihn am Platz zu halten sind wieder deutliche Steuerkorrekturen erforderlich. Leider kann man dies auf dem Video nur erahnen.

Die Meßschriebe von Strom und Spannung beider Rotorblätter sind vergleichbar. Die Stromaufnahme bei 1900U/min betrug 8-8,5A, bei 2200 U/min 9-9,5A. Als Maximalstrom bei den Pirouetten wurden 13A bzw. 15A gemessen. Die Stromaufnahme bei den Blattschmied-Blättern ist somit geringfügig höher, was auch nicht verwundert, da die Blätter 10mm länger und auch geringfügig breiter sind.

Fazit:
Bei Verwendung eines Marken-Rotorblattes (in dem Fall Blattschmied) ist ein deutlich verbessertes Schwebflug- und Steuerverhalten des SJM-400 V2 festzustellen. Die Kopfdrehzahl kann deutlich reduziert werden und wirkt sich nicht negativ aus. Wenn man ein etwas trägeres Heck akzeptiert, kann der Heli mit 1900U/min bewegt werden. Eine ideale Drehzahl dürfte aus meiner Sicht im Bereich 2100 bis 2300U/min liegen.

Die SJM-Originalblätter fallen gegenüber den Markenblättern deutlich zurück und stellen an die Steuerfähigkeiten des Piloten deutlich höhere Anforderungen. Um den Heli zu stabilieren müsste die Kopfdrehzahl deutlich erhöht werden. Empfohlen werden ja Werte im Bereich von 2600U/min. In diesem Fall wird der Heli aber derart agil und aggressiv, dass Ein-/Umsteiger total überfordert sein dürften.

Aus meiner Sicht wird das Flugverhalten des SJM-400 V2 durch die Wahl des Rotorblattes deutlich beeinflusst. Ich habe zwar nur die Blattschmied gestestet. Ich gehe aber davon aus, dass Rotorblätter anderer Hersteller wie SAB oder Helitec ähnlich gute Ergebnisse erzielen werden.

Ich selbst zumindest werde keine SJM-Blätter mehr fliegen. Das ist mir einfach zu stressig. :cry:

Über das Verhalten im 3-D-Programm kann ich allerdings keine Aussage treffen. 3-D-Piloten haben von mir modifizierte Blatthalter bekommen und werden den Heli mit Markenblättern testen. Ich hoffe, dann über die Ergebnisse auch hier berichten zu können.

Ein Video des Helis im Streckenflug folgt, wenn das Wetter wieder besser ist.

Gruß Dieter

#2

Verfasst: 18.05.2007 15:59:53
von helihopper
öhmm,

irgendwie scheinen die Loggeraufzeichnungen identisch zu sein ;)


Cu

Harald

#3

Verfasst: 18.05.2007 15:59:57
von Gerry_
Netter Bericht ;)

Nur ist dir bei den Bildern wohl zweimal das gleiche Log reingerutscht.

Grüsse,
Gerry

#4

Verfasst: 18.05.2007 16:06:56
von Helix
Hallo,

stimmt Ihr seid eindeutig schneller - echt stark dieses Forum. Habe es auch schon gemerkt und werde versuchen den Beitrag zu editieren.

Gruß Dieter

#5

Verfasst: 18.05.2007 16:13:53
von Helix
Hallo,

so, jetzt stimmt´s. Danke nochmal.

Gruß Dieter

#6

Verfasst: 18.05.2007 16:38:33
von KeepCool
Hallo Dieter,

vielen Dank für Deine sehr aussagekräftigen Daten und Videos. Der SJM wird aber aktuell nicht mehr mit den Silberlingen sondern mit den Schwarz-weissen Blättern ausgeliefert. Hast Du die Möglichkeit uns auch diesen Vergleich zu dokumentieren? Ich denke, das wäre sicher wesentlich interessanter.

Gruß

Heiko

#7

Verfasst: 18.05.2007 17:00:02
von Helix
Hallo Heiko,

ich habe von Usern die Info bekommen, dass deren schwarz/weisse Blätter lieferantenseitig mit Klebeband gewuchtet sind. Das spricht nicht für eine professionelle Fertigung. Ich könnte die Blätter sicherlich auch noch vergleichen, spare mir dies aber, da ich für mich und für andere, die daran interessiert sind eine Lösung gefunden habe.

Im übrigen kenne ich alle SJM-Typen, habe sie schon montiert und geflogen beginnend vom Kleinsten (Sparrow bis zum SJM-400). Das Problem Rotorblätter zieht sich wie ein roter Faden durch alle diese Typen.

Wenn man berücksichtigt, dass man bei Blattschmied die 305er Blätter als Economy für ich meine 22 Euro versandkostenfrei bekommt und die schwarz/weissen wohl um die 18 Euro zzgl. Versand kosten, ist es für mich keine Frage, welches Blatt ich kaufe.

Gruß Dieter

#8

Verfasst: 27.05.2007 18:10:19
von Helix
Hallo Heiko,

diese Woche habe ich von einem Helikameraden nagelneue schwarz/weisse SJM-Rotorblätter des SJM-400 V2 bekommen. Die Rotorblätter stammten aus einem Crash-Kit und waren noch originalverpackt.

Zunächst habe ich die Rotorblätter ausgepackt und einer Sichtprüfung unterzogen. Auffallend war die Oberfläche bzw. das Coating. Bei dem einen Blatt eine glatte, glänzende Oberfläche, bei dem anderen Blatt eine matte, teilweise strukturierte Oberfläche auf der noch das Laminat erkennbar war.

Das glänzende Blatt hatte eine schartige, rauhe Kante an der Abströmseite. Aber auch die Blattnase war in Teilbereichen gratig und zerfurcht. Offensichtlich war de Form nicht ausreichend mit Harz gefüllt oder das Coating nicht korrekt ausgeführt. Ähnliche Strukturfehler zeigten sich auch bei dem anderen Blatt, allerdings nur im Bereich der Blattnase.

Derartige Oberflächendefekte habe ich selbst bei 2.Wahl-Blättern westlicher Hersteller noch nie gesehen. Bei denen dürften derartige Blätter dann wohl 3. oder 4. Wahl sein.

Nach dieser ersten Sichtung habe ich die Blätter ausgewogen. Eines der Blätter benötigte einen Streifen Isolierband um das unterschiedliche Gewicht auszugleichen. Das dynamisch Wuchten (natürlich ohne Tape) ergab einen um 3mm versetzten Schwerpunkt. Nach ordentlichem Wuchten der Blätter kam die Montage auf dem Heli. Bei der Kontrolle der Pitchwerte - oh Schreck - Differenz beider Blätter 3Grad. Die Blatthalter hatte ich vorher mit einem Blattschmied-Blatt auf gleiche Neutralstellung gebracht. Also musste eines der Blätter verdreht sein. Ein Problem, dass ja bereits seit den Silberlingen bekannt ist. Durch Nachstellen des Gestänges wurden beide Blätter dann auf den gleichen Pitchwert gebracht.

Dann kam die Flugerprobung mit den gleichen Parametern und in der gleichen Umgebung wie bereits oben geschildert.

Das Verhalten der Rotorblätter im Flug entsprach den Silberlingen und zwar so genau, dass ich mir eine Videodokumentation gespart habe. An dieser Stelle müssen mir die Leser einfach mal glauben. Der Heli schwamm bei niedriger Kopfdrehzahl im Bodeneffekt, das vertikale Steigen und Fallen bei unverändertem Pitchwert war ebenfalls vorhanden.

Mein Fazit:

die schwarz/weissen SJM-Blätter (zumindest die, die ich bekommen habe) sind genauso schlecht oder gut (wie man´s nimmt) wie die Silberlinge. Ich habe keinen Unterschied feststellen können.

Die Fehler nochmals in der Aufzählung:
- Blätter in unterschiedlicher Optik (glänzend bzw. matt)
- vielfältige Oberflächenfehler
- um 3 mm versetzter Schwerpunkt
- unterschiedliches Gewicht
- gleiches Flugverhalten wie die Silberlinge

Somit hat sich meine ursprüngliche Vermutung/ Befürchtung bestätigt dass auch die angeblich besseren schwarz/weissen Blättern keinen Deut besser sind als die Silberlinge. Das gilt zumindest für die schwarz/ weissen Blättern, die ich zur Verfügung hatte. Vielleicht gibt es auch bessere Blätter. Das wäre aber wieder ein Indiz dafür, dass die Probleme der Serienstreuung immer noch nicht behoben sind.

Ich bleibe bei meiner Aussage, dass die Rotorblätter ein generelles Problem aller SJM-Bausätze sind und fühle mich durch den neuerlichen Test nur bestätigt.

Gruß Dieter

#9

Verfasst: 28.05.2007 00:34:19
von KeepCool
Hallo Dieter,

zuerst mal vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, auch die schwarz-weissen Blätter im direkten Vergleich zu testen. Anhand Deiner Fotos kann man sehen, dass die Verarbeitung dann doch wohl etwas Streuung hat. Ich hab bisher (zum Glück) nur einen Satz gehabt, der aus dem Baukasten. Die waren aber qualitativ weit besser als die die Du fotografiert hast. Ich habe heute auch zum Vergleich mal Schwebe- und Flugtest gemacht und 6 Akkus nacheinander leergefolgen. Allerdings habe ich nicht den direkten Vergleich da ich ja Deine Blatthalter nicht habe. Der Rex, wohlgemerkt eine Klasse größer, mit Blattschmieds schwebt schon ruhiger als der SJM mit den schwarz-weissen. Für Anfänger vielleicht sogar spürbar. Mehr Spass mit Loops Turns und Rollen, also agiles fliegen mit etwas Geschindigkeit macht allerdings der SJM. Und ich denke dafür wurde er auch gebaut, oder zumindest von mir eingesetzt. Mich beeindruckt nach wie vor die Agilität und Präzision in der Umsetzung der Steuerbefehle. Wenn man ihn aber nun auch handzahm machen kann, so haben wir eines Tages vielleicht doch noch eine größere Fangemeinde für den SJM als bisher und er bekommt den Stellenwert und die Beachtung, die er verdient.


Gruß

Heiko