Hi Bernhard,
ich kann Dein Gefühl beim abheben nur zu gut verstehen, da ich es gerade erst hinter mich gebracht habe.
Vor rund 2 Monaten habe ich am Simulator angefangen und kurz danach einen Rex 500 zusammengeschraubt.
Im Simulator bin ich sicher was starten, landen, schweben (Nasen und Heck), Rundflüge und etwas ähnliches wie Achten angeht.
Als ich dann das erste mal mit einem Hula Hupp Reifen als Landehilfe auf einem Parkplatz herumgehüpft bin war es Herzklopfen pur, wenn ich mal höher als 50cm-1m abgehoben bin. Und es war mir ein dringendes Bedürfnis mein teuer eingekauftes und sorgfältig zusammengebautes Geld wieder sicher am Boden abzusetzen.
Nachdem ich mich ein paar Akkus lang auf dem Parkplatz mit Rumgerutsche und Schwebenflugversuchen herumgequält hatte, bin ich ein paar Tage später ins Feld gefahren. Dort treffen sich oft ein paar Fliegerfreunde aus der Gegend. An dem Tag war allerdings keiner da, was mir und meinen Flugkünsten noch sehr entgegen kam.
Es gibt dort einen asphaltierten Feldweg und an einer Kreuzung 3 weitere Wege, die allerdings uneben und hügelig sind.
Dort habe ich dann versucht mein Schweben soweit in den Griff zu bekommen, dass ich sicher starten und landen kann auf dem knapp 2m breiten (gefühlte 50cm beim ersten schweben

) Weg.
Nachdem ich das rund 3 Akkus lang geübt hatte, musste ich notgedrungen das Landegestell abmontieren. Die Sonne stand so fiese am Himmel (letztes Wochenende), dass ich die Streben vom Landegestellt benutzen musste, um mir aus einer Decke in Verbindung mit dem Kofferraumdeckel einen Art Unterstand zu bauen. Dort versteckte ich mich während der rund 10minütigen Ladepausen vor der Sonne. Heimfahren (rund 20min Fahrt) um Sonnencreme zu holen oder gar ganz aufzuhören kam für mich gar nicht in Frage

.
Und das sieht dann so aus
Ohne den untergeschnallten Reifen wars dann schon was ganz anderes. Aber auf der anderen Seite fühlte man sich auch gleich viel sicherer, wenn man es geschafft hat, den Heli sauber abzustellen.
Also fing ich an auf dem kleineren und unebenen Weg das starten und landen zu üben. Wenn mehrere Leute da sind zum fliegen, ist der gepflasterte Weg eh mit Autos zugestellt.
Als auch das halbwegs sicher klappte, habe ich den Tag damit beendet.
Beim nächsten fliegen (letzten Samstag) fing ich dann gleich wieder frohen Mutes das herumschweben in rund 1m Höhe an.
Es ging ein leichter Wind, der es mit ein paar Windstössen manchmal recht spannend machte auf dem knapp 50x50cm grossen Stück zu landen aber es ging recht gut.
Nach etwa 2-3 Akkus flog ich grad wieder ein paar Meter vor mir in etwa 1,5m Höhe als ich an meiner linkenHand spürte wie etwas über meinen Zeigefinger krabbelt. Natürlich kurzer Blick nach unten auf den Finger und ich sah etwas, das aussah wie eine Mischung aus Wespe, Hummel, Biene und Hornisse

. Als ich nach einem kurzen Schreck wieder hochschaute schwankte mein Rex schon bedenklich in der Luft herum. Nachdem ich meine linken Hand kurz schüttelte um das Insekt loszuwerden, wars natürlich erstmal vorbei mit der Kontrolle des Helis.
Insekt und Heli entfernten sich schnell von meiner Position. Jetzt konnte ich einsetzen was ich im Sim gelernt hatte. Heli horizontal ausrichten und danach schnell das Heck zu mir geschwenkt. Und siehe da, der Heli "stand" in etwa 15m Entfernung über dem Feld und hatte nach einem kurzen Pitchstoss etwa 5m Höhe. Das die Rettung recht knapp war, sah ich erst später an den Grasfetzen an den Rotoblättern.
Und was soll ich sagen..... Es war so einfach und das Herzklopfen verschwand schnell und ich konnte den Heli sicher zurück zum Weg schweben.
Seitdem fliege ich mit meinem Heli zwischen Rasengrenze und 10m hoch und gönne mir manchmal auch den Spass dem Heli mal ordentlich Nick und pos Pitch zu geben, damit er auch mal etwas Ausflug bekommt.
Rundflüge stehen nach einem weiteren Flugtag gestern kurz bevor

Ein kleines und nicht sonderlich spektakuläres Video gibt es dazu auch:
http://www.ping20.de/temp/03052008.mp4
Ich habe daraus etwas ganz wichtiges gelernt.
Das weiterkommen beim Helifliegen ist eine Mischung aus
1. Kenntnissen (die man sich im Simulator gut antrainieren kann und sollte)
2. Üben mit dem echten Heli (denn alles andere ist nicht dasselbe)
3. Sicherheitsgefühl (Landegestell oder Reifen helfen ENORM beim allerersten Abheben um den Puls niedrig zu halten)
4. Mut oder anderen Umständen, die einen dazu bringen die bekannte Sicherheitszone zu verlassen und etwas Neues zu wagen
5. dem einüben und vertiefen des bereits Bekannten.
6. nach Lust und Laune zurück zu Punkt 4
Nachdem ich jetzt gemerkt habe, dass meine Simulatorkenntnisse weit genug voraus sind, dass ich ein sicheres Gefühl habe, wenn ich mich Schritt für Schritt im Real Life hinterher wage, dann geht es sehr "schnell" (jeder wie er kann) voran.
Das wurde zwar schon oft genug im Forum gesagt aber ich wollte meine eigenen Erfahrungen mal einbringen
In diesem Sinne Bernhard:
Ich kann Dir nur empfehlen einfach etwas neues zu wagen, wenn Du das andere so sicher im Griff hast, dass Dein Puls beim starten, landen, schweben ruhig bleibt (Ausnahmen bestätigen den Regelfall

)
Und die grundsätzliche Frage bezüglich Bodeneffekt und Bodennähe.
Ich finde, dass der Bodeneffekt definitiv spürbar ist. Mit einem 450er wahrscheinlich auch mehr als mit einem 500er aber dennoch wird er überschätzt. Wenn man seinen Heli nicht ausbalanciert bekommt, spielt es keine so grosse Rolle, ob es 50cm über dem Boden ist oder in 10m Höhe.
Solange das nicht sauber klappt mit dem starten und landen würde ich nicht viel höher gehen, weil man damit auch die Fehlerauswirkungen erhöht.
Subjektiv ist es bei mir aber so gewesen, dass kleinere "Fehler" beim gerade halten am Boden viel dramatischer aussehen als in der Luft. Ein Heli der 30cm über dem Boden 10Grad schief steht, ist unter Umständen schon halb auf der Werkbank während er in 2-5m Höhe fast noch gerade aussieht und mit einer kurzen Bewegung wieder lässig gerade gestellt ist.
Wenn Du das starten und landen so sicher im Griff hast, dass es Dir nicht jedesmal den Puls hochtreibt, dann trau Dich ruhig etwas mehr, denn wenn Du es im Simulator kannst, dann fehlt Dir wirklich nur der Mut und das sichere Gefühl um es "draussen" auch zu machen.
Ich spreche da aus eigenen Erfahrung.
Ich hoffe die kleine Geschichte mit meinen Erfahrungen war nicht zu langweilig
In diesem Sinne, viel Spass und Erfolg wünsche ich Dir noch Bernhard
bis mal wieder
Chris
edit: Ist gemacht @ DocTom. Sorry ist mir beim skalieren der Bilder durch die Lappen gegangen
