
Folgende Betrachtung steht dabei im Mittelpunkt: Den meisten ist zwar klar, dass man einen LiPo nicht leerpumpen soll, sondern bei etwa 80% Schluss machen soll. Und bei den meisten steht auch der Regler aussen vor, der im Normalfall eine Tiefentladung unter Last verhindern sollte.
Aber irgendwie scheint keiner an folgendes zu denken: jeder Lipo altert kontinuierlich! Er verliert zum Einen an Kapazität und zum Anderen auch an Standfähigkeit bezüglich hoher Ströme. Das Zweite ist dabei eine unvermeidliche Folge des Ersteren.
Hat eine Zelle im Neuzustand beispielsweise noch 5000mAh und 25C, so wird sie gewöhnlich auf etwa 1000mAh Restkapazität entladen. Die 20% eben. Doch nun kommts: je nach Qualität, Belastung (auch im Zusammenhgang zu den Betriebstemperaturen), Lagerung und Ladeverhalten altert die Zelle (fast egal ob eine oder mehrere) munter vor sich hin. Bei wenig Beanspruchung langsamer, bei starker Belastung um so mehr.
Aber es geschieht unaufhaltsam. Und somit - aber daran denkt KEINER - verschiebt sich auch die berühmte "80%-Grenze"! Und nicht nur das. Das, was ich an Power aus dem Akku nehmen kann, hängt direkt mit seiner Kapazität zusammen, die aber von Anbeginn sinkt. Es dauert also gar nicht soo lange und ich betreibe meine Akkus genau in dem Bereich, vor dem wir uns gegenseitig stets warnen.
Und man merkt es auch: Am Anfang blieben die Akkus noch schön kühl, aber schon nach ein paar duzend Zyklen steigt die Temperatur stetig an, obwohl wir doch nichts anders machen. Aber wenn man mal auf das oben gesagte achtet, ist es schon nicht mehr so verwunderlich. Und das Fiese daran: Wir denken einfach auch falsch. Wir meinen, der Akku sei nun am Ende, war halt doch nicht so gut. Aber das stimmt so nicht. Der erste Clou ist der, dass wir am Anfang den Akku eher selten wirklich an seine Grenzen bringen. Das bringt einen Headroom mit sich, in dem sich "das Altern verstecken kann". Aber würden wir frühzeitig bei der individuell anfallenden Belastung entweder genau aufzeichnen* oder die Vorzeichen genauer beachten, könnten wir einfach die Belastung ein wenig reduzieren udn natürlich auch die Zeit, in der diese stattfindet.
Am Anfang können wir noch beispielsweise 9 Minuten fliegen. Aber wenn man, sobald man einen Temperaturanstieg bemerkt, wenigstens die Zeit reduziert - eine Minute entlastet den Akku oft spürbar - kann der Akku noch recht lange die Power liefern, die wir brauchen. Und idealerweise ist der Akku etwas überdimensioniert, so dass wir auch dann noch die benötigte Leistung bekommen, wenn der Akku bereits an Kappa verloren hat.lasst uns dazu nur kurz rechnen, um da zu verdeutlichen:
5000mAh/25C = 125A Belastung, die der Akku im Neuzustand und sicher auf 2-3 duzend Zyklen Distanz zu liefern in der Lage ist. Und nun altern wir mal ein bisschen. Dann werden nach gar nicht allzuferner zeit aus den 5000 nur noch 4000mAh und von den 25C sind vermutlich auch nicht mehr als 20C übrig. Damit haben wir dann "nur" noch 80A zur Verfügung und das auch nur dann noch mit akzeptabler Zyklenzahl, wenn wir früh genug auf die Verluste reagiert hatten. Wenn unser Bedarf von Anfang an bei etwa 80A lag, so können wir diesen Akku noch geraume Zeit ohne besondere Einschränkung nutzen, solange wir die Flugzeiten immer wieder anpassen (auf Temperatur achten). Aber wehe, wir haben zu knapp kalkuliert und wir brauchen im Durchschnitt 100A oder gar mehr. Dann geht es rapide abwärts mit dem Akku!
Ok, ich habe hier einen fetten Akku gewählt, der eher nicht dem Durchschnitt entspricht und erfahrungsgemäß reagieren solche Brummer seeehr gutmütig auf Last. Aber die Mehrzahl fliegt die kleinen 3s oder 2x3s oder noch mehr s und vergleichsweise kleine Kapazitäten. Klar, eine Abstimmung mit vielen Zellen und vergleichsweise wenig Strom scheint auf den ersten Blick ja günstig zu sein. Aber das Gegenteil ist der Fall: Zum Einen setzen solche auf viele Zellen ausgelegte Antriebe weitaus williger enorme Leistungen um, wenn einfach nur der Pitch erhöht wird. Dann geraten die Ströme sehr leicht und schnell in den Grenzbereich der eher kleinen Zellen - bei Peaks sowieso. Man muss dabei stets sie einzelne Zelle im Auge behalten und sich nicht vom insgesamt immer noch großen Pack täuschen lassen.
Nehmen wir mal ein beliebtes Beispiel: 2x 3s 2200mAh/22C. Was kann dieser Akku leisten? 48,4A und etwa 20V bei Last. Macht dann 968W und diese Leistung wird in einem 500er auch locker abgerufen! Die dort verbauten Motoren und Regler verspeisen dieses eine KW zum Frühstück! Anfangs ist das alles kein Thema und der Akku winkt in Peaks auch locker mehr durch als das. Aber wie sieht das nach ein paar wenigen duzend Zyklen aus? Was passiert? Man denkt dann eben, dass die Akkus doch schon nachlassen. Erst wenig, aber das geht dann - je nach Belastung - ziemlich flott!
Würde man da aber nun etwas "Erbarmen" haben und die Flugzeit reduzieren und wenn auch das nicht mehr so im Aufwand/Nutzenverhältnis steht, die Akkus früh genug aus dem Einsatz nehmen, könnte man diese erstens deutlich länger im Einsatz halten und zweitens bei einer "Zweitverwertung" in einem Flächenmodell, das NICHT durchgehend mit Vollgas betrieben wird, noch lange Spaß haben. Aber auch im Heli empfielt es sich für jeden Normal-Piloten, deine Akkus einen Tick dicker zu wählen und damit deutlich mehr Reserven zu haben, was den Einsatz erheblich verlängert.
Mein Fazit: Ich vermute, die allermeisten Akkus werden schon nach wenigen duzend Zyklen unwissentlich misshandelt, da sie da eigentlich und tatsächlich schon zu 100% entladen werden und dementsprechend gequält werden. Damit wir uns richtig verstehen: Ich rede nicht einer totalen "Akkuverhätschelung" das Wort! Akkus haben gefälligst zu powern. Aber wenn man es irgendwie einrichten kann, sollte man dem Akku en paar Reserven einräumen. Er dankt es einem.

* Dazu müsste man von Anfang an in bestimmten Abständen kontrolliert entladen und wieder aufladen. Und weiter hinab, als wir es beim Fliegen tun, aber dafür mit weniger Strom, so dass der Akku deswegen keinen Schaden nimmt. So kann man das koninuierliche Abnehmen dann auch verbindlich festhakten und vorausschauend darauf reagieren.